Wissenschaftlicher Nachwuchs
Alfried-Krupp-Förderpreis geht an Biochemiker aus München
Der Biochemiker Julian Stingele erhält den mit einer Million Euro dotierten Alfried-Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer. Stingele werde für seine Forschungen zur Reparatur geschädigter Erbsubstanz ausgezeichnet, teilte die Krupp-Stiftung am Montag mit. Der 34-Jährige ist Professor für Zelluläre Biochemie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Seine Arbeiten gelten laut Stiftung in der Biomedizin als richtungsweisend für die Krebs- und Altersmedizin.
Die Instabilität und Schädigung der DNA sind ursächlich für die Entstehung von Krebs und tragen wesentlich zu zellulären Alterungsprozessen bei. Besonders schädliche Strukturen entstehen durch die Verbindung von DNA und Eiweißen (Proteinen), sogenannte DNA-Protein-Crosslinks (DPCs). Wie Zellen diese Bedrohungen bekämpfen, war bisher unbekannt. Julian Stingele entdeckte ein völlig überraschendes zelluläres Reparatursystem, das mithilfe eines bestimmten Enzyms genschädigende DPCs zerlegt und damit neutralisiert.
Entgegen der Intuition kann das gezielte Auslösen von Schädigungen der DNA zur Krebsbehandlung genutzt werden. Fast die Hälfte aller Chemotherapien beinhaltet die Gabe von Wirkstoffen, die DPCs auslösen und dadurch Krebszellen töten. Julian Stingele untersucht, wie sich Krebszellen dagegen wehren, um diese Abwehrmechanismen später gezielt in Krebszellen blockieren zu können. Sein Ziel ist es, dadurch Chemotherapien wirksamer zu machen. Gleichzeitig könnten damit auch belastende Nebenwirkungen reduziert werden.
Der seit 1986 an Natur- oder Ingenieurwissenschaftler verliehene Alfried-Krupp-Förderpreis soll es Nachwuchsforscherinnen und -forschern ermöglichen, ihre Arbeit unabhängig von öffentlichen Mitteln voranzutreiben. Der Preis wird Stingele im November auf der Villa Hügel in Essen überreicht. Insgesamt lagen den Auswahlgremien der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 41 Vorschläge von Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland vor.
kas/dpa