Prof. Dr. Achille Mbembe
dpa

Postkolonialismus
Gerda Henkel Preis geht an afrikanischen Historiker

Achille Mbembe gehört zu den führenden Vertretern der postkolonialen Theorie. In Deutschland erhält er eine der höchstdotierten Auszeichnungen.

11.06.2018

Der Historiker Professor Dr. Achille Mbembe wird dieses Jahr mit dem Gerda Henkel Preis ausgezeichnet. Er ist einer der wichtigsten Denker des afrikanischen Kontinents. "Achille Mbembe zählt zu den international führenden Vertretern der postkolonialen Theorie und gehört zu den wenigen aus Afrika stammenden und auch in Afrika wirkenden Wissenschaftlern, die sich auf diesem hoch aktuellen Forschungsgebiet profiliert haben", sagte die Gerda Henkel Stiftung am Montag über ihre Entscheidung.

Mbembe lehrt am Wits Institute for Social and Economic Research der Universität Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Bekannt wurde der 60-jährige Wissenschaftler durch Bücher wie "Kritik der schwarzen Vernunft" und "Ausgang aus der langen Nacht", in denen er auch fortbestehende rassistische Denkstrukturen kritisiert.

"[Die Werke] sind eindrucksvolle Zeugnisse einer sehr eigenständigen und ebenso kritischen wie selbstkritischen Denkweise, die Mbembes Forschungen durchgängig prägen", schreibt die Gerda Henkel Stiftung. "Seine ebenso kontroversen wie beunruhigenden Überlegungen zu Afrikas Platz in einer globalen Ordnung entfalten ihre nachhaltige Wirkung auch weit über grundlegende Debatten über den Postkolonialismus hinaus."

Denkanstöße für Postkolonialismus-Forschung in Deutschland

Mbemes Forschungen lenkten den Blick auf das "Labor Afrika" jenseits aller gängigen Stereotypen und verwiesen auf Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Rassismus und Kapitalismus, die auch hierzulande immer noch einer fundierten Auseinandersetzung bedürften.

Die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung wird Mbembe am 8. Oktober in Düsseldorf verliehen. Der Historiker wurde dieses Jahr auch mit dem Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen und 2015 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Er promovierte an der Pariser Sorbonne und lehrte unter anderem in den USA.

Der Gerda Henkel Preis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der historischen Geisteswissenschaften und wird alle zwei Jahre vergeben. 134 Nominierungen aus 36 Ländern hatten die Stiftung in diesem Jahr erreicht. 2016 hatte die Luther-Biografin Lyndal Roper den Preis bekommen.


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kas