Prof. Dr. Julian Stingele
LMU/Jan Greune

Wissenschaftlicher Nachwuchs
Alfried-Krupp-Förderpreis geht an Biochemiker aus München

Professor Dr. Julian Stingele erforscht, wie Krebszellen unschädlich gemacht werden können. Die Wissenschaft verspricht sich viel von seinem Ansatz.

19.06.2018

Der Biochemiker Julian Stingele erhält den mit einer Million Euro dotierten Alfried-Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer. Stingele werde für seine Forschungen zur Reparatur geschädigter Erbsubstanz ausgezeichnet, teilte die Krupp-Stiftung am Montag mit. Der 34-Jährige ist Professor für Zelluläre Biochemie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Seine Arbeiten gelten laut Stiftung in der Biomedizin als richtungsweisend für die Krebs- und Altersmedizin.

Die Instabilität und Schädigung der DNA sind ursächlich für die Ent­stehung von Krebs und tragen wesentlich zu zellulären Alte­rungs­prozessen bei. Besonders schädliche Strukturen entstehen durch die Verbindung von DNA und Eiweißen (Proteinen), so­genannte DNA-Protein-Crosslinks (DPCs). Wie Zellen diese Bedro­hungen bekämpfen, war bisher unbekannt. Julian Stingele ent­deckte ein völlig überraschendes zelluläres Reparatur­system, das mithilfe eines bestimmten Enzyms genschädigende DPCs zerlegt und damit neutra­lisiert.

Entgegen der Intuition kann das gezielte Auslösen von Schädi­gungen der DNA zur Krebsbehandlung genutzt werden. Fast die Hälfte aller Chemotherapien beinhaltet die Gabe von Wirkstoffen, die DPCs aus­lösen und dadurch Krebszellen töten. Julian Stingele untersucht, wie sich Krebszellen dagegen wehren, um diese Abwehrmechanismen später gezielt in Krebszellen blockieren zu können. Sein Ziel ist es, dadurch Chemotherapien wirksamer zu machen. Gleichzeitig könnten damit auch belastende Neben­wirkungen reduziert werden.

Der seit 1986 an Natur- oder Ingenieurwissenschaftler verliehene Alfried-Krupp-Förderpreis soll es Nachwuchsforscherinnen und -forschern ermöglichen, ihre Arbeit unabhängig von öffentlichen Mitteln voranzutreiben. Der Preis wird Stingele im November auf der Villa Hügel in Essen überreicht. Insgesamt lagen den Auswahlgremien der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 41 Vorschläge von Universi­täten und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland vor­.

kas/dpa