Freunde im Restaurant
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Psychologie
Bewusstes Genießen macht zufriedener

Der kurzfristige Genuss wird oft als Hindernis zur Erreichung langfristiger Ziele gesehen. Ein Züricher Forscherteam hat sich das genauer angeschaut.

27.07.2020

Das bewusste Genießen kann die Lebenszufriedenheit deutlich verbessern. Voraussetzung ist, dass Personen dabei nicht an langfristige Ziele denken, die dem aktuellen Erleben widersprechen. Zu diesem Schluss kommen zwei Forscherinnen der Universität Zürich und der Radboud Universität.

Die Psychologinnen haben einen Fragebogen entwickelt, mit dem sie die hedonistische Fähigkeit einer Person gemessen und untersucht haben, wie sich diese auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Hedonistisch bedeutet dabei, wie gut eine Person unmittelbaren Bedürfnissen und kurzfristigem Vergnügen nachgehen und diese genießen kann.

Die Forscherinnen stellten fest, dass einige der untersuchten Personen vollkommen in Momenten von Genuss und Entspannung aufgingen, während andere darüber nachdachten, was sie stattdessen erledigen sollten. Eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler verbringt also etwa einen netten Abend mit Freundinnen und Freunden und ist gedanklich bei dem noch nicht fertiggestellten Forschungsantrag, der die Finanzierung für die nächsten Jahre sichern soll.

"Der Gedanke an das langfristige, an Selbstkontrolle gekoppelten Ziel untergräbt das unmittelbare Bedürfnis, sich zu entspannen", erklärt Autorin Dr. Katharina Bernecker von der Universität Zürich.  Menschen hingegen, die sich dem Genuss ungeteilt hingeben könnten, seien nicht nur kurzfristig in einem bestimmten Moment zufriedener. Ihnen gehe es auch langfristig besser und sie litten seltener an Erkrankungen wie Depressionen oder Angst.

Lebenszufriedenheit: Genuss und langfristige Ziele

Zufriedene Menschen zeichneten sich jedoch nicht nur durch Genuss aus. Sie verfolgten auch langfristige Ziele. "Unsere Forschung zeigt, dass für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben beide Fähigkeiten wichtig sind und sich gegenseitig ergänzen", sagt Bernecker. Es gelte, eine gesunde Balance zu finden.

Wie Personen ihre Hedonismus-Fähigkeit verbessern können, haben die Forscherinnen in ihrer Studie "Beyond self-control: Mechanisms of hedonic goal pursuit and its relevance for well-being" nicht untersucht. Künftige Studien könnten etwa analysieren, wovon es abhängt, ob Personen in Momenten von Genuss und Entspannung keine Gedanken an widersprüchliche langfristige Ziele richten und warum diese von manchen als widersprüchlich interpretiert würden und von anderen nicht.

kas