Illustration: drei Bäume in Form von Köpfen mit immer weniger Blättern
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Bildungsforschung
Bildung hat wohl doch keinen Einfluss auf die Alterung des Gehirns

Im Laufe des Lebens verliert das menschliche Gehirn an Volumen. Daran ändert auch eine höhere Schulbildung nichts, zeigt eine Studie.

08.05.2021

Bislang waren sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrheitlich einig, dass mehr Bildung die Alterungsprozesse im Gehirn verlangsamt. Eine neue Studie des EU-Konsortiums "Lifebrain", an der auch Forschende der Universität Lübeck, des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf und des Berliner Max-Planck-Insitutus für Bildungsforschung beteiligt waren, widerlegt diese These nun. Daten von mehr als 2.000 Probanden hätten keinen positiven Einfluss einer frühen höheren Bildung auf die Entwicklung des Gehirns mit dem Alter gezeigt.

Gemessen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Alterung anhand des Volumens ausgewählter Hirnareale in MRT-Aufnahmen, da diese Teile des menschlichen Gehirns im Laufe des Lebens schrumpfen. Im Gegensatz zu früheren Studien haben die Forschenden von "Lifebrain" laut Mitteilung nicht Einzelzeitpunkte untersucht, sondern elf Verlaufsstudien in sieben europäischen Ländern durchgeführt, bei denen dieselben Probanden über bis zu elf Jahre begleitet wurden. Sie verglichen die Entwicklung der Gehirne der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 20 und 91 Jahren mit der Anzahl der Jahre, die diese in jungen Jahren an einer Schule und Hochschule verbracht hatten.

Bei Erwachsenen, die höhere Bildungsabschlüsse erreicht hatten, nahm der Studie zufolge das Hirnvolumen in selbem Maße ab wie bei Erwachsenen mit geringeren niedrigeren Abschlüssen. Zu diesem Ergebnis seien mehrere Studien des Konsortiums gekommen. "Unsere Ergebnisse bedeuten nicht, dass Bildung unwichtig ist", betonte der an dem Konsortium beteiligte Professor Ulman Lindenberger, Direktor am MPI in Berlin. Tatsächlich seien einige Hirnareale etwas größer gewesen bei Personen mit höherer Bildung. "Aber irgendwann fangen die Gehirne aller Erwachsenen an zu schrumpfen, und die Geschwindigkeit dieser Schrumpfung wurde nicht davon beeinflusst, wie viele Jahre man in der Schule verbracht hat", so Lindenberger.

Einen Vorteil im Alter habe frühe Bildung dennoch: "Wenn Menschen mit hoher Bildung zunächst ein größeres Gehirn haben, kann dies den Beginn von Demenz oder anderen Zuständen verzögern, die mit einer geringeren kognitiven Funktion verbunden sind", sagte einer der Hauptautoren, Professor Anders Fjell von der Universität Oslo.

ckr