Außenansicht der Detektoranlage "IceCube" in der Antarktis, die der Erforschung von Neutrinos dient.
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Teilchenphysik
Energiereiche Neutrinos aus unserer Milchstraße nachgewiesen

Neutrinos sind winzige und scheue Teilchen. Ein riesiger Detektor am Südpol weist nun erstmals hochenergetische Neutrinos aus unserer Galaxie nach.

29.06.2023

Mithilfe zehnjähriger Messungen an der einen Kubikkilometer großen Detektoranlage "IceCube" im Eis der Antarktis ist es einem internationalen Forscherteam erstmals gelungen, hochenergetische Neutrinos aus unserer Milchstraße nachzuweisen. Zuvor hatte "IceCube" ausschließlich energiereiche Neutrinos aus fernen Galaxien registriert. Zwar hatten theoretische Überlegungen eine ähnliche Teilchen-Strahlung auch aus der Milchstraße vorhergesagt, doch bislang hatten Astronomen danach vergeblich gesucht. Erst der Einsatz moderner Methoden des maschinellen Lernens hat das Signal jetzt in den gesammelten Daten des Detektors sichtbar gemacht, berichten die Forschenden im Fachmagazin "Science".

Neutrinos spielen eine wichtige Rolle in der Kernphysik, so etwa auch bei der Kernfusion im Inneren der Sonne. Die Neutrinos, nach denen mit dem Detektor "IceCube" gefahndet wird, sind allerdings millionen- bis zu milliardenfach energiereicher und entstehen bei Sternexplosionen und in der Umgebung supermassereicher Schwarzer Löcher in fernen Galaxien. Auch in unserer Milchstraße sollten durch die Wechselwirkung der kosmischen Strahlung mit Gas und Staub hochenergetische Neutrinos entstehen, zusammen mit Gammastrahlung. Doch während diese Gammastrahlung von Satelliten-Observatorien aus nachgewiesen werden konnte, blieb die Suche nach den galaktischen Neutrinos bislang erfolglos.

Durch eine Verbesserung ihrer Methoden ist es den "IceCube"-Forschenden jetzt gelungen, die Neutrinos aus der Milchstraße sichtbar zu machen. Die Daten liefern erstmals ein Bild der Milchstraße, wie sie mit "Neutrino-Augen" betrachtet aussehen würde. "Und dieses Bild bestätigt unser bisheriges Wissen über die Milchstraße und die kosmische Strahlung", sagte der beteiligte Forscher Steve Sclafani.

dpa/ckr