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Vereinigtes Königreich
Humanities werden immer unbeliebter

In Großbritannien haben die Geisteswissenschaften ein Imageproblem. Ein neuer Report macht Vorschläge, wie man das ändern könnte.

23.09.2021

Nur etwa acht Prozent der Studierenden an britischen Hochschulen belegen ein geisteswissenschaftliches Fach. Auf den ersten Blick seien die Aussichten, im Anschluss an ein solches Studium eine Anstellung zu finden, schlechter, als beispielsweise bei naturwissenschaftlichen Fächern. Während die Finanzierung geisteswissenschaftlicher Fachbereiche im Vereinigten Königreich zwar in den letzten Jahren auf dem gleichen Level geblieben sei, ließen der Brexit und die Corona-Pandemie die Zukunft im Unklaren. Dies seien einige der Herausforderungen, mit denen sich die Geisteswissenschaften konfrontiert sähen, wie ein Report des Think Tanks "Higher Education Policy Institute" (HEPI) beschreibt, über den Times Higher Education zunächst berichtete.

Die Studierendenzahlen in den Geisteswissenschaften haben sich seit den 1960er-Jahren fast gedrittelt mit acht statt vormals 28 Prozent. Die Zahl der Studierenden dieser Fächer habe sich um 40.000 Personen verringert. Die sinkende Popularität der Fächer lasse sich bereits an den Sekundarschulen und der Fächerwahl für das Abitur bemerken. Sie liege in der Überzeugung begründet, dass nach einem Studium der Geisteswissenschaften der Einstieg in den Arbeitsmarkt erschwert sei. Times Higher Education verweist auf eine Befragung der britischen "Higher Education Statistics Agency", die besage, dass im Jahrgang 2017/18 82 Prozent der Absolventinnen und Absolventen naturwissenschaftlicher Studiengänge nach 15 Monaten hochqualifizierte Stellen gefunden hätten, während der Prozentsatz unter den Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen im Bereich Sprachen, Geschichte und Philosophie nur zwischen 61 und 64 Prozent gelegen habe.

Welche Maßnahmen vorgeschlagen werden

Der HEPI-Report fordert daher, dass geisteswissenschaftliche Studiengänge ihren Absolventinnen und Absolventen zusätzliche Fähigkeiten vermitteln sollten, die ihnen den Einstieg in die moderne Arbeitswelt erleichtern: mathematische Fähigkeiten und digitales Know-How. So könnte den besonderen Herausforderungen der geisteswissenschaftlichen Fächer und ihrer Studierenden begegnet werden. Die Bemühungen von interdisziplinären Abschlüssen oder etwa den "digital humanities" werden im Bericht als positive Entwicklungen herausgestellt.

Professorin Jo Fox, Dekanin der School of Advanced Study der Universität London, kommentiert den Report in "THE" und betont, dass viele dieser Aspekte bereits durch Hochschulen angegangen würden. Die Geisteswissenschaften müssten diese Bemühungen aber sichtbarer machen, um ihre Existenzberechtigung zu verdeutlichen. Laut HEPI-Direktor, Nick Hillman sei gerade im Zuge aktueller Debatten zum Thema Dekolonialisierung von Curricula und der Frage der Angemessenheit historischer Statuen deutlich, dass ein Verständnis der Gesellschaft nur dann möglich sei, wenn die Geisteswissenschaften gediehen.

HEPI ist ein unabhängiger Think Tank, der 2002 gegründet wurde und sich mit Themen der Hochschulbildung befasst. Seine Arbeit wird von Organisationen und Universitäten finanziert. Der Report "The Humanities in Modern Britain: Challenges and Opportunities" wurde am 23. September online veröffentlicht.

cpy