Einreise für EU-Bürger am Londoner Flughafen Stansted, man sieht einen Mann mit Rollkoffer von hinten.
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Großbritannien
Einreisehürden könnten Turing-Programm gefährden

Eine Interessengemeinschaft britischer Universitäten appelliert an die Politik. Visahürden für ausländische Studierende sollten abgebaut werden.

15.12.2021

Die aktuellen Visa-Bestimmungen für Studierende, die aus dem Ausland für kürzere Aufenthalte nach Großbritannien kommen wollen, könnten den Erfolg des Turing-Programms behindern. So urteilt ein neuer Report von der Interessengemeinschaft britischer Universitäten Universities UK (UUK). Der Report hebt die Bedeutung der ausländischen Studierenden für Großbritannien hervor und pocht daher darauf, die Besuchsvisa für Austauschstudierende von sechs auf zwölf Monate zu verlängern.

Laut UUK benötigen ausländische Studierende seit dem 1. Januar in der Regel ein Visum für ihre Studienaufenthalte in Großbritannien. Aktuell unterscheide die britische Einwanderungsbehörde zwischen Besuchsvisa (für Aufenthalte bis zu sechs Monaten), die 95 britische Pfund kosten, und Studierendenvisa (für die Länge des jeweiligen Studiums), für die etwa 350 britische Pfund zuzüglich einer jährlichen Gesundheitsgebühr von knapp 500 britischer Pfund gezahlt werden müssten. UUK schätzt, dass jährlich durchschnittlich knapp 13.000 Studierende aus der EU eines dieser Visa für ihr Studium in Großbritannien benötigten. Die Studierenden könnten nun beschließen, ihre Aufenthaltsdauer im Vereinigten Königreich abzukürzen oder gar nicht zu kommen, da gerade bei Aufenthalten von mehr als sechs Monaten Länge größere finanzielle Hürden bestünden. Der Report argumentiert, dass geringere formelle Hürden mit längeren Aufenthalten der ausländischen Studierenden in Großbritannien verbunden seien.

Vivienne Stern, Direktorin von Universitity UK International, kommentierte gegenüber "Times Higher Education", die zunächst über den Report berichteten, dass ausländische Studierende für Großbritannien von hohem Interesse seien, da sie die Universitäten des Königreichs diverser machten. Außerdem bescherten sie der britischen Wirtschaft jährliche Einkünfte von etwa 470 Millionen Pfund (550 Millionen Euro). Schließlich stellten sie auch sicher, dass britische Studierende im Ausland studieren könnten: je mehr ausländische Studierende in Großbritannien im Rahmen dieser Programme aufgenommen würden, desto mehr Plätze gäbe es auch für britische Studierende an Partneruniversitäten.

Der UUK Report basiert auf Daten der Higher Education Statistics Agency (HESA) zu ausländischen Austauschstudierenden zwischen 2015 und 2020. Insgesamt haben in diesem Zeitraum etwa 39.000 Austauschstudierende in Großbritannien studiert. Daürber hinaus wurde im Sommer 2021 eine qualitative Umfrage an 32 britischen Universitäten durchgeführt, die ebenfalls in den Report einging.

cpy