Das Foto zeigt eine wehende Flagge des Landes Niedersachsen
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Niedersachsen
Hochschulen protestieren gegen Kürzungen

Wissenschaftsvertreter aus Niedersachsen wollen Kürzungen verhindern. Sie sehen die Zukunft des Wissenschaftsstandorts gefährdet.

23.11.2020

Wissenschaftsvertreter aus Niedersachsen haben sich gegen Sparmaßnahmen des Landes im Hochschulsektor starkgemacht. In einer gemeinsamen Erklärung warnten sie vor wenigen Tagen "eindringlich" vor den Schäden, die die geplanten Kürzungen bedeuten würden. Der Forschungsstandort Niedersachsen sei "in ernster Abwärtsbewegung unterwegs". Dabei trügen die Hochschulen wesentlich zur Zukunft und Leistungsfähigkeit des Landes bei.

Mitinitiator der Erklärung Professor Wolfgang Uwe Friedrich, Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen (LHK), hält die Pläne der Regierung für zu kurz gedacht. Anstatt zu überlegen, wie das Land in den kommenden Jahren über die Runden komme, sollte der Zeitraum 2030 bis 2040 im Fokus stehen. Dafür müssten neue Schulden aufgenommen oder Innovationsfonds begründet werden.

Das Land will wegen gesunkener Steuereinnahmen und zusätzlichen Ausgaben durch die Corona-Pandemie sparen. Für die Hochschulen bedeutet das laut Erklärung rund 24,3 Millionen Euro weniger Ausgaben im Jahr 2020 und 20,1 Millionen Euro weniger im Jahr 2021. Hinzu kommen 11,8 Millionen Euro, die ressortübergreifend 2021 eingespart werden sollten.

Wissenschaftsminister Björn Thümler sprach laut Wiarda-Blog von Kürzungen von insgesamt 32 Millionen Euro für die Hochschulen in den Jahren 2020 und 2021. Er begrüße den Vorstoß und die Debatte über Kürzungen in seinem Ressort.

Nachteil im internationalen Wettbewerb

Die Unterzeichner der Erklärung rechnen damit, dass von den ressortübergreifenden Kürzungen erfahrungsgemäß gerade die Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften betroffen sein würden. Dabei leistete ihre Forschung einen wichtigen Beitrag zur Lösung "nahezu aller aktuell drängenden Herausforderungen". Die Kürzungen sendeten zudem ein negatives Signal an Forschende und Studierende. Auch für die nächste Bewerbungsrunde in der Exzellenzstrategie seien die Kürzungen hinderlich: Niedersachsen drohe im internationalen Wettbewerb weiter nach hinten zu rücken. Die geringe internationale "Prägung und Vernetzung der niedersächsischen Wettbewerbsteilnehmer" sei jedoch bereits in der vergangen Runde bemängelt worden.

Durch die Umstellung auf ein weitgehendes Online-Semester seien den Hochschulen außerdem zusätzliche Kosten entstanden. Die Hochschulen bräuchten Planungssicherheit, um vor allem die Digitalisierung mittelfristig und langfristig weiter voranzutreiben.

Die Erklärung zur Kritik an den Kürzungen unterzeichneten die Landeshochschulkonferenz Niedersachsen (LHK), die Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) sowie führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der in Niedersachsen ansässigen Institute und Zentren der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Fraunhofer Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft. Ihr Appell: Sie benötigten dringend starke Hochschulen als Partner.

kas