Das Foto zeigt zwei Wissenschaftlerinnen vor einem Genlabor.
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Studium Generale
MNFT widerspricht HRK-Präsidenten

Der Mathematisch-Naturwissenschaftliche-Fakultätentag kritisiert deutlich Vorschläge des HRK-Präsidenten Peter-André Alt für ein Studium Generale.

24.09.2018

Der Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultätentag (MNFT) und andere naturwissenschaftliche Fachbereiche haben betont, dass die Zahl der Masterabschlüsse und Promotionen in den Naturwissenschaften nicht gesenkt werden dürfe. Ein auf ein Jahr verkürztes Masterstudium könnte die für die Forschung und für die Wirtschaft benötigte Qualifikation nicht mehr erreichen. Auch fördere die Einführung eines Studium Generale weder Verantwortungsbewusstsein noch Studienerfolg der Absolventen und Absolventinnen.

Damit widersprechen Fakultätentag und Fachbereiche aktuellen Forderungen des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Peter-André Alt, nach einer Reduktion der Zahl der Promotionen und einer Verkürzung des Masterstudiums zugunsten einer Verlängerung des Bachelorstudiums durch eine Studium Generale.

Laut einer gemeinsamen Erklärung der Fakultätentage sei es zwar richtig, dass die Hochschulen viel mehr Doktoranden und Doktorandinnen ausbildeten, als sie benötigten. Allerdings stehe dem ein mindestens ebenso hoher Bedarf in der Wirtschaft gegenüber. Die Nachfrage nach Akademikern und Akademikerinnen sei sogar noch stärker gestiegen als das Angebot. "Wir widersprechen daher für diesen Bereich nachdrücklich dem Vorschlag von Herrn Alt, die Zahl der Studienplätze für Masterstudiengänge und Promotionen zu senken," heißt es in der Erklärung.

Darüber hinaus führe eine Reduktion des Masterstudiums auf ein Jahr dazu, dass die Studierenden im Masterstudium keine echte Forschung mehr erleben könnten. Ein so entkerntes Masterstudium wäre weder für die Forschung noch für das Berufsleben eine gute Vorbereitung. Die Promotion würde dann vermutlich entsprechend länger dauern und zum Regelabschluss in allen Naturwissenschaften und der Mathematik werden, so wie jetzt schon in Chemie und Biologie.

Ein Studium Generale zu Beginn des Bachelorstudiums, wie es Alt vorschlage, trägt nach Ansicht der Fakultätentage nichts dazu bei, angehenden Wissenschaftlern ihre besondere Verantwortung bewusst zu machen. Denn diese entstehe ja erst aus ihren besonderen Fähigkeiten, die zu Studienbeginn noch gar nicht vorliegen. Deshalb müsse das Verantwortungsbewusstsein zusammen mit dem Fachwissen im Laufe des Fachstudiums wachsen und könne auch nur in diesem Rahmen gefördert werden. Das Studium Generale wäre sogar kontraproduktiv, weil es die zeitlichen Spielräume im Fachstudium verenge. Es bliebe weniger Zeit, um ethische Aspekte zu betrachten. "Studierenden, die ihr Fach nur oberflächlich verstehen, fehlt der Überblick, um ihr Wissen in die Gesellschaft einzubringen oder die entfernteren Konsequenzen ihres Handelns zu überblicken", heißt es in der Erklärung. Die von dem HRK-Präsidenten beschriebene Gefahr, dass Akademikerinnen und Akademiker "ideologisch, politisch oder aus Gewinnstreben missbraucht werden", würde also tendenziell zunehmen.

gri