Schild mit der Aufschrift btu – Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
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BTU Cottbus-Senftenberg
Verbände kritisieren Ende von Eisenbahn-Lehrstuhl

Am Freitag geht der Inhaber des Lehrstuhls für Eisenbahnwesen an der BTU in den Ruhestand. Verbände kritisieren, dass die Uni nicht nachbesetzen will.

30.03.2023

Der Eisenbahnlehrstuhl an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) schließt. Das sorgt für Kritik. Ein Bündnis aus 18 Verbänden und Interessengemeinschaften fordert in einem Positionspapier den Erhalt und eine Neuausrichtung des Lehrstuhls. Hintergrund ist laut BTU ein Beschluss des Hochschulentwicklungsplans. Das sei ein falsches Signal zu falscher Zeit, sagte Jens Krause von der Industrie- und Handelskammer Cottbus am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er ist auch Sprecher des Wirtschaftsverkehrsnetzwerkes Lausitz. Neben den Brandenburger IHKs ist etwa auch die Bahngewerkschaft EVG Mitunterzeichner.

Mittlerweile sei sicher, dass die Bundesregierung über drei Milliarden Euro in den Bahnstandort Cottbus investieren werde, argumentierte das Bündnis. Das erfordere eine Neubewertung. Der Neubau des ICE-Instandhaltungswerkes, der vereinbarte milliardenschwere Ausbau der Schieneninfrastruktur in der gesamten Lausitz und die Verkehrswende benötigten dringend gut ausgebildete und hoch qualifizierte Ingenieure aus der Region und von außerhalb.

Am Freitag gibt Lehrstuhlinhaber Professor Hans-Christoph Thiel seinen offiziellen Abschied und geht in den Ruhestand. Es würden definitiv Nachwuchsingenieure aus der BTU fehlen, die im Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen und in der Elektrotechnik arbeiteten, sagte Thiel dem RBB. Das werde sich bemerkbar machen. Die BTU wollte sich später äußern.

Duales Studium und Forschungskooperationen mit der Bahn statt eigenem Lehrstuhl

Von der BTU hieß es, nach der Neugründung der Uni 2013 sei von der Landesregierung ein neues Budget festgelegt worden. In der Folge musste etwa ein Drittel der Professuren abgebaut werden. Insgesamt handelte es sich um bis zu 40 Professorenstellen, eine davon für das Eisenbahnwesen.

Die Universität sieht sich in diesem Bereich trotz Schließung gut aufgestellt. Nach eigenen Angaben kooperiert sie bereits jetzt mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen der Deutschen Bahn, etwa bei gemeinsamen Projektanträgen und Workshops zu Kooperationen in Forschung, Technologietransfer und Fachkräfteausbildung. Zudem studieren seit dem Wintersemester 2022/23 an der BTU dual Studierende der Bahn. Sie absolvieren ihr Bachelorstudium an der BTU und die Praxis im Bahnwerk in Cottbus.

Vom Brandenburger Wissenschaftsministerium hieß es, die Hochschulen entschieden im Rahmen ihrer Autonomie eigenständig über ihr Profil, ihre Studiengänge und ihre Schwerpunkte. "Wir sind davon überzeugt, dass sich die BTU diese Entscheidung gut überlegt hat", sagte ein Sprecher.

aktualisiert am 30.03.2023 um 20.40 Uhr, zuerst veröffentlicht um 11.27 Uhr

dpa/ckr