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News: Mit kürzeren Lehreinheiten gegen digitale Ablenkungen

Ich habe große Probleme mit dem Vorschlag, Lehrveranstaltungen in 25
Minuten-Blöcke zu unterteilen, und zwar aus folgenden Gründen:
Zunächst einmal stellt sich die Frage: Warum eigentlich 25 Minuten? Die Aufmerksamkeit in vortragsbasierten Lehrszenarien sinkt doch schon viel früher ab, egal ob mit Handy oder ohne.
Zentraler ist für mich Folgendes: Aus dem Beitrag ist nicht zu ersehen, um welche Lehrveranstaltungen es sich handelt. Sollte es sich um rein Wissens vermittelnde Vorlesungen handeln, ist die Diskussion nicht zielführend, da nach meiner Meinung diese Art der Veranstaltung in die Mottenkiste des 20. Jahrhunderts gehört.
In seminaristischen Veranstaltungen dagegen, d.h. in Präsenzveranstaltungen, die primär zur Wissensvertiefung dienen, sind mobile Endgeräte (dazu gehört auch das Handy) unerlässliche Bestandteile des Lehr-/Lerngeschehens. Sie werden dort weit über das Live-Voting hinaus zur Datenrecherche und Datenerhebung eingesetzt, sie dienen zum kollaborativen Arbeiten oder zur Nutzung fachspezifischer Software. In solchen Präsenzszenarien entsteht die Frage nach der Ablenkung überhaupt nicht, da keine frontale Wissensvermittlung mehr stattfindet, sondern intensiv gearbeitet wird – in Gruppen, einzeln, forschungsorientiert unter Begleitung eines Lernbetreuers mit der Möglichkeit einer hohen Individualisierung. 25-minütige Blöcke sind in diesen Szenarien überhaupt nicht angebracht. Nach mehrjähriger Erfahrung mit solchen „Inverted Classroom“ Szenarien, würde ich mir oft wünschen, es wäre mehr Zeit zum gemeinsamen Arbeiten als nur die standardmäßig angebotenen 90 Minuten.
Und wenn dann doch mal ein Student – nach getaner Arbeit (!) – seine E-Mails checkt oder eine WhatsApp-Message losschickt, warum eigentlich nicht? Das machen doch die Teilnehmer an Fachbereichs-, Senats- oder sonstigen Sitzungen auch, oder?