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News: Da läuft etwas ganz schief

Vor dem Beginn eines jeden Semesters lese ich mittlerweile einmal diesen Text. Ich lehre Mathematik für Studierende der Chemie. Der Text brachte mich auf eine Idee, die ich in der Vorlesung seitdem umsetze. Normalerweise werden in Mathematik zuerst die „Werkzeuge und Gedankengebäude“ gelehrt, bevor man sich an konkrete Aufgaben begibt. Seit einigen Semestern stelle ich aber vor das Präsentieren dieser Theorie in jeder Vorlesung eine Frage an den Anfang, die irritieren soll: Sie scheint (gemessen an dem Universitätsniveau) zu einfach zu beantworten zu sein, entpuppt sich dann aber als komplex. Oder: Sie übersteigt scheinbar die technischen Möglichkeiten der Studierenden bei Weitem, wird aber durch das Gesagte in der Vorlesung „fast schon“ beantwortbar. Die Vorlesung ist nicht so aufgebaut, dass sie sich direkt auf die Eingangsfrage bezieht. Dieser Bezug ist indirekt und erfordert ein Transferleitung der Studierenden. Innerhalb der Vorlesung werden tatsächlich abstrakte Gedankengebäude errichtet. Ich nenne auch (was in Mathematik nicht üblich ist) immer die Personen, die die gelehrten Ideen vertreten haben und ihre historische Einbettung. Dabei spreche ich auch immer Kontroversen an, sofern diese geschichtlich belegt sind. Die Studierenden sollen während der Vorlesung verstehen, dass Mathematik eine nicht abgeschlossene Gedankenwelt beinhaltet, an deren Ausbau sie beteiligt sein können. Sie sollen zwar (richtig) vermuten, dass die Eingangsfrage etwas mit dem Stoff der Vorlesung zu tun hat, aber bei der Beantwortung „allein gelassen“ werden. Niemals werde ich die Frage selber beantworten.