Frau mit Maske schaut auf ihr Handy
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Corona-Pandemie
Bevölkerung fehlt Überblick über Gesundheits-Informationen

In Zeiten wie der Corona-Pandemie ist ein Überblick über aktuelle Nachrichten gefragt. Viele Menschen haben dabei Probleme.

26.01.2021

Die Gesundheitskompetenz der Deutschen hat sich verschlechtert. Das zeigt eine repräsentative Studie mit mehr als 2.000 Personen von der Universität Bielefeld und der Hertie School in Berlin. Fast 60 Prozent der Personen hatten Schwierigkeiten, sich in der Vielzahl an Gesundheitsinformationen zurechtzufinden. 2014 waren es noch 54 Prozent.

Ihre Schwierigkeiten begründeten die Befragten mit der Menge, Vielfalt und der Widersprüchlichkeit an Informationen, sagte Studienleiterin Professorin Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld. Auch Falsch- und Fehlinformationen zu Gesundheitsthemen hätten zugenommen. 76 Prozent der Befragten fanden es schwierig, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen über Krankheiten in den Medien zu beurteilen. 61 Prozent fühlten sich überfordert, auf Grundlage von Medieninformationen zu verstehen, wie sie sich vor Krankheiten schützen können.

Besonders schwer täten sich Menschen mit einem niedrigen Bildungsgrad, sagte Professor Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin. "Gesundheitsinformationen sind inzwischen offenbar so vielfältig und unübersichtlich geworden, dass nur noch Menschen mit einer guten Ausbildung durchblicken können", sagte Hurrelmann. Er sieht die Gefahr einer gesundheitlichen Ungleichheit, weil fehlendes Wissen mit  einem ungesunden Lebensstil wie geringer Bewegung, schlechter Ernährung und häufigerem Übergewicht verbunden sei. Dies wiederum führe zu häufigeren und tendenziell schlimmeren Erkrankungen.

Gesundheit: Großteil der Bevölkerung digital schlecht informiert

Rund 75 Prozent der Befragten haben zudem eine geringe digitale Gesundheitskompetenz und Schwierigkeiten, sich digital zu informieren. 36 Prozent der Befragten nutzen laut Studie nie digitale Informationsangebote. Das gelte besonders für Menschen über 65 Jahren.

Der Überblick über das Gesundheitssystem als solches fiel rund 75 Prozent der Befragten schwer. "Eine solche Unübersichtlichkeit ist gerade in einer Pandemie problematisch, wenn Menschen zum Beispiel klären wollen, wo sie sich auf eine Infektion testen lassen können", schreiben die Autorinnen und Autoren.

Dieser Effekt könnte inzwischen geringer sein. Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erfassen, führte das Forscherteam im Herbst 2020 eine Zusatzerhebung mit 532 Personen durch. Dabei deutete sich an, dass sich die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung leicht verbessert habe. Daran werde sichtbar, "dass umfangreiche, verständliche und wiederholte Gesundheitsinformationen sich rasch auf die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung auswirken", sagte Forscherin Schaeffer.

inv, kas