Im Internet strömen viele Reize gleichzeitig auf uns ein. Die Gehirnstruktur bleibt davon nicht unberührt, wie erste Studien zeigen.

Das Internet scheint die menschliche Kognition nachhaltig zu verändern. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam, das in einer Metastudie bisherige Studienergebnisse ausgewertet hat. Veröffentlicht wurde ihre Studie in der Zeitschrift "World Psychiatry".

Das Internet verleite demnach grundsätzlich dazu, sich nicht mehr so gut auf eine Sache konzentrieren zu können. Stattdessen schweife die Aufmerksamkeit von einer Sache zur nächsten. Man reagiere zwar ständig auf verschiedene Reize gleichzeitig, jedoch führe dies laut Studien nicht dazu, dass sich die sogenannte Multi-Tasking-Fähigkeit tatsächlich verbessere.

Auch "offline" mache sich dieser Effekt bemerkbar. Probanden, die etwa 15 Minuten auf Online-Shopping Seiten surften, hätten sich anschließend laut einer Untersuchung schlechter auf Aufgaben konzentrieren können als eine Vergleichsgruppe, die eine Zeitschrift gelesen habe.

Suche nach Informationen fördert neuronale Netzwerke

Auch die Erinnerungsfähigkeit leide tendenziell bei der Online-Recherche. Internetnutzer hätten Informationen zwar schneller an der Hand als diejenigen, die sich durch Nachschlagewerke in Papierform suchten, sie erinnerten sich später aber schlechter daran. Ein positiver Effekt sei jedoch, dass das Suchen nach Informationen verschiedene Hirnareale aktiviere und neue neuronale Verbindungen schaffe. Davon könnten Personen langfristig profitieren.

Das Forscherteam sieht seine Metastudie "The 'online brain'" auch als Ausganspunkt für Folgestudien. Darin könnten die Vor- und Nachteile des Internets für die menschliche Kognition genauer untersucht werden. Eine wichtige Untersuchungsgruppe seien Jugendliche, die mit dem Internet aufwüchsen und schon früh mit der veränderten Informationsverarbeitung konfrontiert seien. Erste Studien hätten ergeben, dass sich dies auch auf ihr Sprachvermögen auswirke.

Auch ältere Menschen sollten künftige Studien im Blick halten. Sie könnten laut Einschätzung der Forscher von einer stärkeren Internetnutzung profitieren. Die Informationssuche online sowie spezielle Lernspiele könnten ihre Gehirnaktivität gezielt fördern.

kas