Die Rheinfähre "Horst", die mit digitalen Assistenzsystemen für Forschungszwecke ausgerüstet ist, fährt auf dem Rhein.
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Forschung in der Schifffahrt
Fähre erprobt digitale Navigation auf dem Rhein

Digitale Assistenten halten Flugzeuge und Autos auf Kurs. Für Flussfähren ist diese Steuerung neu. Auf dem Rhein betreibt "Horst" Hightech-Forschung.

30.05.2023

Nach dem offiziellen Ende eines Forschungsprojekts mit digitalen Assistenzsystemen auf einer Rheinfähre zieht das Bundeswirtschaftsministerium ein positives Fazit. Das dreieinhalbjährige Projekt aus der Grundlagenforschung sei erfolgreich gewesen – es habe technisch bewiesen, "dass ein weitgehend autonomer, zumindest aber teilautonomer Fährbetrieb möglich ist", teilte das Ministerium mit.

Das Schiff "Horst" hat nahe Mainz und Wiesbaden stellvertretend für die bundesweit rund 100 Autobinnenfähren erprobt, wie sie mit einem optimierten Kurs bei Wind und Wetter und Strömung mit erhöhter Sicherheit Treibstoff und CO2-Emissionen sparen können. Zum Einsatz kamen ein Spurhaltesystem, ein Kollisions- und Positionshalteassistent, acht Laserscanner für die nahe Umgebung und eine Steuerung der vier Propeller im Wasser in alle Richtungen. Mit dem digital optimierten Kurs spare er auf seiner anspruchsvollen 1.000-Meter-Fährstrecke "elf Prozent Diesel und damit 10.000 bis 20.000 Euro im Jahr", erklärte Fährchef Michael Maul. Auch die Schiffsführer soll die Technik künftig entlasten, aber nicht ersetzen.

Die Versuchsfähre "Horst" gehört dem Fährunternehmen, das mit zwei anderen Schiffen jedes Jahr mehr als 600.000 Fahrgäste und 300.000 Fahrzeuge zwischen Oestrich-Winkel im hessischen Rheingau und dem rheinland-pfälzischen Ingelheim befördert. Am Projekt haben sich das Institut für Regelungstechnik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen sowie zwei Spezialfirmen beteiligt. Gekostet hat es 3,57 Millionen Euro. Der Bund hat davon nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 2,25 Millionen Euro übernommen.

Laut Fährchef Maul wird das 2019 begonnene und nun offiziell ausgelaufene Projekt von seinen Partnern vorerst fortgesetzt. Zudem gebe es ein Nachfolgeprojekt mit einer Fähre auf der Ostsee bei der Insel Rügen, ergänzt Maul, der auch Vorsitzender des Deutschen Fähr-Verbandes ist. Auch andere Forschungsteams, etwa in Skandinavien, trieben die Digitalisierung von Fähren voran.

dpa/ckr