Modell der Romanfigur Gollum
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"Gollum-Effekt"
Verteidigen Forschende ihre Arbeit wie Gollum seinen Schatz?

Einige Professoren bewachen ihre Forschungsfelder überverhältnismäßig, finden zwei Postdocs. Sie nennen die Wächter die "Gollums der Wissenschaft".

09.06.2022

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen und schützen ihr jeweiliges Forschungsgebiet. Einige verteidigen es offenbar sogar stoisch gegen eindringende Kolleginnen und Kollegen, schreiben zwei junge Forscher in einem Artikel. Die Forscher, die sich mit Beispielen für das "Bewachen von Forschungsmöglichkeiten" auseinandergesetzt haben, bezeichnen dieses Verhalten als "Gollum-Effekt", weil es dem des wahnsinnig besitzergreifenden Wächters aus dem Roman "Der Herr der Ringe" ähnele. Wie Gollum auf seinen Schatz glaubten einige Forschende, dass sie das alleinige Recht auf bestimmte Aspekte der Forschung hätten, schreiben die Autoren.

Übermäßig besitzergreifende Professorinnen und Professoren schützen demnach ihren Forschungsbereich, indem sie lügen, drohen und versuchen, die Karrieren derjenigen zu sabotieren, die sich mit ihrem Thema befassen wollen. Beispielsweise verweigerten sie Kolleginnen und Kollegen Auskünfte über ihre Methoden oder den Zugang zu einem Forschungsstandort oder schrieben im Peer-Review-Prozess negative Kommentare, um die Publikation der Konkurrenz zu verhindern und Gegenthesen zu unterdrücken.

Der Artikel über "ungerechtfertigte Hindernisse" seitens akademischer Gollums ist im Fachmagazin "Frontiers in Ecology and Evolution" erschienen. Verfasst haben ihn die beiden Postdoktoranden Jose Valdez vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig und John Gould von der australischen University of Newcastle. Sie führen den Effekt unter anderem auf den zunehmenden Wettbewerb um Forschungsgelder, Jobs und Publikationen zurück.

ckr