Ein Mediziner gibt einer Person eine Impfung.
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AstraZeneca-Impfstoff
Gefahr der seltenen Thrombosen nicht dauerhaft

Neue Erkenntnis zu Hirnvenenthrombosen nach Corona-Schutzimpfungen: Die Auslöser der Komplikation verschwinden binnen mehrerer Wochen.

09.09.2021

Nach Impfungen mit den Vakzinen der Hersteller AstraZeneca und Johnson & Johnson wurden in seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen beobachtet. Auslöser sind pathogene Antikörper, die durch die Impfung entstehen. Einige Wochen nach der Corona-Schutzimpfung sind diese bei den meisten Betroffenen nicht mehr nachweisbar. Forschende der Universitätsmedizin Greifswald haben diese Erkenntnis gestern im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

In einer Studie untersuchten sie 35 Patientinnen und Patienten, bei denen das Nebenwirkungsspektrum der Vakzin-induzierten Immunthrombozytopenie und Thrombosen (VITT) vorlag. Die Ursache für VITT sind Antikörper, die die Blutgerinnung stark aktivieren. Die Antikörper werden durch Bestandteile im Impfstoff ausgelöst, die sich an das Thrombozytenprotein Plättchenfaktor 4 (PF4) binden. Alle Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten Thrombozytopenie (Thrombozytenmangel) und 30 eine Thrombose (Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel).

Was die Nebenwirkungen für weitere Corona-Impfungen bedeuten

Die Forschenden beschreiben, dass bei Folgeuntersuchungen die gefährlichen Antikörper bei 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach zwölf Wochen verschwunden waren. Eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Vakzin sei sicher, wenn diese Antikörper nicht mehr nachweisbar seien. "Die Betroffenen können ohne Risiko ein zweites Mal geimpft werden, ohne dass die Antikörper wieder gebildet werden", informierte der Leiter der Abteilung für Transfusionsmedizin, Professor Andreas Greinacher. Er empfiehlt für die zweite Impfung einen Abstand von drei Monaten von der Erstimpfung.

"Betroffene sind nicht langfristig gefährdet, immer wieder neue Thrombosen zu bekommen. Die Antikörper aktivieren die Blutgerinnung nur eine kurze Zeit nach der Impfung. Dies ist eine unglaublich gute Nachricht für alle Betroffenen und ihre Familien", betonte die Erstautorin Dr. Linda Schönborn die Bedeutung der neuen Erkenntnisse. Auf ihrer Basis wurden betroffene VITT-Patientinnen und Patienten bereits ein zweites Mal geimpft: In keinem Fall habe die zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu Komplikationen geführt.

Für die Studie wurden 27 Frauen und 8 Männer mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren untersucht.

cpy