Das Foto zeigt Kügelchen mit Mikroplastik und einem Centstück.
dpa

Medizin und Umwelt
Gesundheitsrisiko durch Mikroplastik "ungewiss"

Forscher haben Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen. Für eine Risikobewertung ist es wohl aber noch zu früh.

24.10.2018

Nach den Funden von Mikroplastik in Stuhlproben hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) klargemacht, dass eine gesundheitliche Bewertung zur Aufnahme solcher Partikel über die Nahrung derzeit nicht möglich ist. Für eine entsprechende Beurteilung lägen dem BfR im Moment keine belastbaren Daten vor, teilte das Institut am Dienstag mit. Dass österreichische Forscher in menschlichen Stuhlproben Mikroplastik gefunden haben, überrascht das BfR aber nicht.

"Die Aufnahme von Mikroplastik in den Magendarmtrakt und damit der Nachweis im Kot ist erwartbar, da etwa Zahnpasta mit Mikroplastik auch versehentlich verschluckt werden kann oder Lebensmittel solche Teilchen als Kontaminanten enthalten können", teilte das BfR der Deutschen Presse-Agentur mit. Ein direktes gesundheitliches Risiko durch Mikroplastik in Peelings oder Duschgelen ist laut BfR derweil unwahrscheinlich. Bei dieser Partikelgröße sei eine Aufnahme über die gesunde und intakte Haut nicht zu erwarten. Allerdings gelangen die Partikel in die Umwelt.

Österreichische Forscher hatten nach eigenen Angaben erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen. Wie die Medizinische Universität Wien und das österreichische Umweltbundesamt am Dienstag mitteilten, wurden die Kunststoffpartikel in den Proben von allen acht Teilnehmern einer Pilotstudie gefunden. Die Teilnehmer nahmen in dieser Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch oder Meeresfrüchte, niemand ernährte sich ausschließlich vegetarisch.

Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen anschließend neun verschiedene Kunststoffarten, die bis zu einem halben Millimeter groß waren. Im Durchschnitt fanden die Forscher 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 Gramm Stuhl. Am häufigsten fanden sich Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) in den Proben. Ein Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik konnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Probandengruppe nicht herstellen.

Mikroplastik gelangt unter anderem durch Autoreifen-Abrieb, Zerkleinerung von Bauschutt oder Kosmetika in die Umwelt, vielfach vor allem in Gewässer. Mikroplastik kann von Kläranlagen zudem nicht vollständig zurückgehalten werden.

In einer im August veröffentlichten Umfrage hat das BfR herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der Befragten besorgt über Mikroplastik in Lebensmitteln sind. "Das BfR führt derzeit Studien zur Aufnahme von Mikroplastikpartikeln über den Darm und den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch", erklärte BfR-Präsident Andreas Hensel dazu.

aktualisiert am 24.10.2018 07.38 Uhr

dpa