Corona-Pandemie
Kinderbetreuung geht zulasten der Forschungszeit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kindern haben während der Corona-Pandemie einen Rückgang ihrer Arbeitszeit für die Forschung bemerkt. Am stärksten ausgeprägt ist der Effekt bei Forschenden mit mindestens einem Kind unter fünf Jahren: ihre Forschungszeit sank im Schnitt um 17 Prozent. Frauen sind etwas stärker betroffen als Männer. Das ergab eine Umfrage unter rund 4.500 Forscherinnen und Forschern aus den USA und Europa, über die "Times Higher Education" berichtete.
Die im April durchgeführte Studie unter der Leitung von Harvard-Wissenschaftlern ist demnach der bislang größte Versuch, die Pandemiefolgen für wissenschaftliches Personal zu erheben. Andere Studien zur Zahl der neu erschienen Publikationen kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Arbeit von weiblichen und jungen Wissenschaftlern überdurchschnittlich von der Corona-Krise beeinträchtigt ist.
Der neuen Studie zufolge sank die Forschungszeit von Frauen insgesamt um fünf Prozent stärker als die von Männern. Der Hauptfaktor für die limitierten Arbeitszeiten sei jedoch nicht das Geschlecht, sondern ob junge Kinder im Haushalt lebten. Nach Ansicht der Studienautoren müssten Hochschulen daher eher konkret die Kinderbetreuung als Geschlechtergerechtigkeit im Allgemeinen angehen, um Karrieren nicht langfristig zu belasten.
Besonders einschneidend war die Corona-Pandemie laut Bericht für naturwissenschaftliche Forschungsdiziplinen, deren Arbeit zu großen Teilen im Labor stattfindet. In Fächern wie Biologie, Biochemie und Chemie berichteten die befragten Forscherinnen und Forscher, 30 bis 40 Prozent weniger geforscht zu haben. Über alle Fächer hinweg sank die durchschnittliche Arbeitszeit laut Studie um elf Prozent von 61 Stunden auf 54 Stunden, der Anteil der reinen Forschungszeit sank um 24 Prozent.
ckr
