Touristen vor der Lagune von Venedig
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Studie der Universität Kiel
Klimawandel bedroht Welterbe am Mittelmeer

Viele Unesco-Kulturerbestätte liegen in atemberaubenden Landschaften am Mittelmeer. Diese Lage kann ihnen zum Verhängnis werden.

17.10.2018

Der Klimawandel bedroht viele Unesco-Welterbestätten am Mittelmeer. Durch einen Anstieg des Meeresspiegels steige in diesem Jahrhundert das Risiko für Sturmfluten und Küstenerosion, schreiben die Autorinnen und Autoren um Lena Reimann von der Universität Kiel im Journal "Nature Communications". Viele Touristenattraktionen vor allem in Italien, Kroatien und Griechenland seien davon betroffen.

Bereits jetzt seien von den 49 untersuchten Welterbestätten in niedriggelegenen Küstengebieten des Mittelmeers 37 von einer sogenannte Jahrhundertsturmflut bedroht – ihr Risiko beträgt in jedem einzelnen Jahr ein Prozent. 42 seien durch eine mögliche Küstenerosion gefährdet. Bis zum Jahr 2100 könnte das Flutrisiko in der gesamten Region um bis zu 50 Prozent steigen und das Erosionsrisiko um bis zu 13 Prozent – wobei einzelne Denkmäler weit stärker betroffen sein könnten.

"[Die Lagune von] Venedig werden wir verlieren."

Die Gefahr von Überflutungen ist demnach im nördlichen Adriaraum besonders hoch: Die Lagune von Venedig, die Renaissancestadt Ferrara im Po-Delta und die Basilika von Aquileia. In Kroatien zähle die historische Stadt Trogir und die Kathedrale des Heiligen Jakob in Šibenik dazu, erklärte Autorin Reimann. Das bedeute aber nicht, dass gesamte Stätten untergehen werden, sondern es könne auch nur einen Teil der Denkmäler betreffen.

"Venedig werden wir verlieren, das ist nicht umstritten", sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der zum selben Thema forscht. Die Frage sei nur wann. "Es kann Jahrhunderte dauern." Die Entwicklung sei langsam aber " unaufhaltsam". Es gebe zwar Anpassungsmöglichkeiten. Diese müssten jedoch sehr groß angelegt sein. "Das Mittelmeer kann man aber nicht dicht machen."

Bewusstsein für Bedeutung der Kulturschätzen fehlt

Für die Studie nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vier unterschiedliche Klimaszenarien um einzuschätzen, wie stark der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 ansteigen könnte. Durch die Erderwärmung schmelzen Eis und Gletscher, so erhöht sich der Meeresspiegel. Je mehr der Meeresspiegel steigt, desto höher ist das Risiko. Schutzmaßnahmen, die an einigen Stätten schon ergriffen wurden, seien in der Studie nicht einberechnet worden, sagte Reimann.

Die Forscher zeigen verschiedene Möglichkeiten auf, das Problem anzugehen. Es müsste ein allgemeines Bewusstsein für die Gefahr geschaffen werden. Den Menschen müsste klar gemacht werden, was ein Verlust der Stätten bedeuten würde. Zum anderen könnte besserer Küstenschutz helfen, was aber sehr teuer sei. Ein Beispiel sei Venedig. Dort entstünden elektronische Barrieren in der Lagune, die bei Hochwasser ausgefahren werden können.

In manchen Fällen wie bei der Kathedrale von Šibenik in Kroatien könnte man das Denkmal versetzen, heißt es in der Studie. Es sei aber keine wahre Option, da die Bauten stark mit der ihrer Lage verbunden seien und viele genau deshalb so reizvoll und wichtig seien. Zudem wäre es bei sehr großen archäologischen Anlagen auch gar nicht möglich.

kas