Kommunikationswissenschaften
Populismus und Medien
Ein größerer Anteil populistischer Statements in der Nachrichtenberichterstattung hat zur Folge, dass sich die bereits vorhandene Meinung der Leser noch verstärkt, d.h. sowohl die Zustimmung als auch die Ablehnung von populistischem Gedankengut nehmen zu. Zu diesem Schluss kommen Kommunikationsforscher der Universitäten Mainz und Zürich.
In einer gemeinsamen Studie hatten sie in den Jahren 2014 und 2015 gut 7.000 Artikel in Printmedien analysiert und 2.338 Leser in vier europäischen Regionen (Großräume Berlin, London, Paris und Zürich) zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten nach ihrer politischen Einstellung befragt. Demnach würden die unterschiedlichen Menschen in ihrer vorhandenen Meinung bestärkt, je nachdem, ob sie dem Populismus eher zustimmen oder ihn eher ablehnen.
Regionale Unterschiede
Die Analyse der Nachrichtenbeiträge zeigte den Forschern zufolge regionale Unterschiede. Insgesamt enthielten in der Zufallsstichprobe von 7.119 Artikeln von sieben bis acht Monaten im Durchschnitt 14 Prozent populistisches Gedankengut (z.B. Elitenkritik und eine Betonung des Volks): allerdings 20,4 Prozent der Artikel in Paris, aber nur 8,6 Prozent in Berlin, 15,2 Prozent in London und 13,1 Prozent in Zürich. Für die Wissenschaftler sind die Ergebnisse in einem größeren Kontext zu sehen, nämlich der Polarisierung der Gesellschaft in den USA und vermehrt auch in Europa.
Kritik am Establishment
Diese Polarisierung finde nicht mehr unbedingt zwischen den traditionellen politischen Parteien statt, sondern richte sich generell gegen das Establishment. Establishment-Befürworter rückten näher zusammen und fänden ungeahnte Schnittstellen, während die Gegner des Establishments der herrschenden Elite äußerst kritisch gegenüberständen und dementsprechend Verschwörungstheorien anhingen. Die Medien hülfen den Populisten dabei, diese Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben, fassen die Wissenschaftler zusammen. Dies wiederum trage zur Fragmentierung der Gesellschaft, zur sozialen Desintegration und zu wachsenden Konflikten bei.
mue