Hausecke vor blauem Himmel. Auf der Hauswand ist ein buntes Gemälde des Künstlers Keith Harring.
mauritius images / Nora Frei

Kreativitätsforschung
Wie wir kreativer denken

Die Kreativität kann mit verschiedenen Mitteln gesteigert werden, Drogen und Alkohol gehören nicht dazu. Dies zeigt eine neue Metastudie.

02.04.2023

Kreatives Denken ist eine Fähigkeit, die den Menschen – noch – gegenüber künstlichen Intelligenzen auszeichnet. Mit vielfältigen Methoden können Menschen ihre kreativen Fähigkeiten verbessern. Eine aktuelle Metastudie eines internationalen Forschungsteams unter Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam hat verschiedene Methoden auf Basis bestehender Studien einander gegenübergestellt. Sie ist in der Fachzeitschrift "Psychology of Aesthetics, Creativity and the Arts" erschienen.

Den größten Effekt auf die Kreativität haben demnach umfangreiche und zeitintensive Trainings. Diese erläuterten den Teilnehmenden über mehrere Wochen das Konzept der Kreativität und stellten eine Reihe an Methoden vor und stellten diese situationsbezogen vor. Für eine ähnliche Kreativitätssteigerung sorgten den Autorinnen und Autoren zufolge aber auch Meditation, kulturelle Erfahrungen wie Auslandsaufenthalte und freie Assoziationstechniken, die auch weniger aufwendig in der Durchführung waren. Keinerlei positiven Einfluss auf kreative Leistungen hätte der Konsum von Drogen wie Marihuana, Alkohol oder das amphetaminhaltige ADHS-Arzneimittel Adderall – entgegen der Annahme der Drogenkonsumenten.

Kreativität sei keine Fähigkeit, die es zu erlernen und dann anzuwenden gelte. "Kreativität ergibt sich viel mehr aus den Einstellungen, Emotionen und Erwartungen, die eine Person in dem Moment hat, in der sie vor einer kreativen Herausforderung steht", erläutert die Erstautorin Jennifer Haase von der Humboldt-Universität.

Wie die kreativitätssteigernden Methoden umgesetzt werden könnten

Zeitaufwendigere Kurse bieten sich laut der Metastudie an, wenn ein langanhaltender, positiver Effekt auf die kreative Leistung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezweckt werden soll, etwa an Hochschulen oder in Organisationen. Wenn ein kurzfristiger Effekt erzeugt werden soll, wie etwa im Rahmen eines Workshops oder bei einem Meeting, seien weniger aufwendige Methoden, wie etwa Meditation, ebenfalls effektiv. Für diese könnten vor kreativen Aufgaben beispielsweise an Schulen oder Arbeitsplätzen kurze Phasen vorgesehen werden.

Das Forschungsteam bemängelt, dass die untersuchten Studien die Wirksamkeit von kreativitätssteigernden Methoden nicht im Kontext des digitalen Lernens und Arbeitens prüften. Es merkt an, dass die Übertragung der Methoden in die virtuelle Welt andere Effekte hervorrufen könnte und daher weitere Forschung in diesem Bereich nötig sei.

Im Rahmen ihrer Metastudie analysierten die Forschenden 84 internationale Studien, vor allem aus der Psychologie der Jahre 2000 bis 2021, die mit unterschiedlichen Methoden versuchten, die Kreativität zu verbessern. In diesen identifizierten sie zwölf Methodengruppen zur Kreativitätssteigerung, die in die Metastudie eingingen. Insgesamt waren an den Studien über 4.550 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligt.

cpy