Dual studierende Jungingenieurin in der Produktion bei Siemens
picture alliance / Rupert Oberhäuser

Praxisorientierte Studiengänge
Duales Studium bleibt Nischenformat

Das duale Studium ist vor allem im Saarland und in Bayern beliebt. Bundesweit wählen nur wenige Studierende dieses Format, zeigt eine Analyse.

20.04.2022

Immer mehr Menschen in Deutschland verbinden Studium und Berufsausbildung. Die Zahl der Teilnehmenden am sogenannten dualen Studium hat sich von 2004 bis 2019 vervierfacht. Dennoch bleibt diese Art der Vorbereitung auf das Berufsleben in Deutschland mit einem Anteil von 4,2 Prozent an allen Studierenden eine Nische. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) und des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) im Auftrag des Bundesbildungsministeriums. Demnach sind aktuell rund 122.000 Menschen in etwa 2.000 dualen Studiengängen an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Bei den Erstsemestern beträgt der Anteil 4,6 Prozent.

2021 seien auf jeden dualen Studienplatz zehn Bewerberinnen und Bewerber gekommen. Den größten Anteil an dualen Angeboten gebe es bundesweit in den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (18 Prozent), gefolgt von den Gesundheits- und den Ingenieurwissenschaften (je rund 16 Prozent). In diesen Fächern seien entsprechend die meisten der dual Studierenden eingeschrieben: 37 Prozent in den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, 23 Prozent in den Ingenieurwissenschaften und 15 Prozent in den Gesundheitswissenschaften.

Potenzial zur Erweiterung der dualen Studiengebote sehen die Autorinnen und Autoren unter anderem im Bereich Gesundheit und Pflege. Der größte Verbesserungsbedarf bestehe nach wie vor bei der Kooperation der beteiligten Hochschulen und Unternehmen, wenngleich alle Beteiligten mit dieser Studienform insgesamt sehr zufrieden seien.

Große Unterschiede im Ländervergleich

Je nach Bundesland zeigen sich allerdings nach wie vor große Unterschiede. Im Saarland sind fast 30 Prozent aller Studierenden in einem dualen Studiengang eingeschrieben. In Bayern ist jeder fünfte Studiengang ein duales Angebot, in Bremen und Sachsen-Anhalt gilt das nur für jeden zwanzigsten. Auch bei der Bezahlung gibt es je nach Bundesland große Schwankungen. Im Saarland zahlen die kooperierenden Unternehmen im Schnitt 627 Euro pro Monat, in Hessen sind es dagegen 1.115 Euro und im Bundesschnitt 1.018 Euro.

Bei Unternehmen treffe das duale Studium auf große Akzeptanz. Als Gründe für ihre Teilnahme hätten diese laut Studie vor allem Praxisnähe (79 Prozent) sowie frühzeitige Bindung und Einarbeitung von künftigen Mitarbeitenden bereits vor dem Studienabschluss (67 beziehungsweise 66 Prozent) angegeben. Drei Viertel der befragten Studierenden entschieden sich vor allem wegen einer guten beruflichen Perspektive für diese Studienform.

Für die Erhebung haben die Autorinnen und Autoren von Oktober 2020 bis April 2022 insgesamt 700 Studiengangsleitungen, 3.500 dual Studierende und 1.700 Vertreter von Kooperationsunternehmen befragt. Es sei somit die bislang umfangreichste Standortbestimmung des dualen Studiums in Deutschland. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und die Kultusministerkonferenz (KMK) würden daraus derzeit Empfehlungen für die Weiterentwicklung des dualen Studiums erarbeiten.

ckr/dpa