Das Foto zeigt eine Vorlesung an der Universität Hamburg.
dpa

Studium und Lehre
Teilzeit im Studium ist nicht selbstverständlich

Anders als im Beruf ist Teilzeit für Studierende noch nicht etabliert. Eine aktuelle Studie ist dem Thema nachgegangen.

30.10.2018

Zum Wintersemester 2016/17 studierten laut Statistischem Bundesamt rund 200.000 Studierende offiziell nicht in Vollzeit. Der seit Jahren langsam, aber stetig steigende Anteil in Teilzeit Studierender liegt aktuell bei 7,2 Prozent. Insgesamt stehen nur 13,5 Prozent aller Studiengänge auch in Teilzeit zur Verfügung. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des CHE Centrums für Hochschulentwicklung. 

Im Ländervergleich verzeichnet Hamburg laut Studie die höchste Quote an Teilzeitstudierenden. Im Stadtstaat studiert demnach jeder fünfte Studierende nicht in Vollzeit. Das liege u.a. an zwei dort beheimateten privaten Fern-Hochschulen, deren rund 17.000 Studierende überwiegend ein Teilzeitstudium absolvieren. Die geringste Quote weise das Saarland mit einem Anteil von 0,4 Prozent auf.

Die Quote der "de facto"-Teilzeitstudierenden, die zwar in einen Vollzeit-Studiengang eingeschrieben sind, aber weniger intensiv studieren, liege laut aktueller Sozialerhebung aber deutlich höher. Demnach studiere jeder dritte Studierende in einem deutlich geringeren zeitlichen Umfang als vorgegeben. Laut Statistischem Bundesamt schlossen 2014 lediglich 40 Prozent der Studierenden ihr Studium innerhalb der vorgesehenen Regelstudienzeit ab.

Anders als im Beruf ist das Thema Teilzeit nach Ansicht der Studienautoren im Studium noch nicht etabliert. Das CHE sieht deshalb einen "massiven Bedarf" an einer Flexibilisierung der Studienzeiten, der durch das formale Teilzeitstudium nicht gedeckt werde. Der Anteil an Studierenden, die ein Studium mit Familie, Beruf oder anderen Faktoren in Einklang bringen müssten, wachse konstant. "Die bestehenden Rahmenbedingungen für ein Teilzeitstudium tragen dem in keiner Weise Rechnung", sagt das CHE.

Der niedrige Anteil von Studierenden in Deutschland, die offiziell einen Teilzeitstudiengang belegten, liegt dem CHE zufolge auch am geringen Angebot entsprechender Studiengänge. Lediglich jeder achte Studiengang in Deutschland stehe nach den Angaben im HRK Hochschulkompass auch Studierenden in Teilzeit offen. Die Quote an Teilzeitstudiengängen liege im aktuellen Wintersemester 2018/19 bei 13,5 Prozent. Sie sei im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,7 Prozentpunkte gestiegen.

Das Saarland weist laut CHE mit 64,5 Prozent die höchste Quote an Teilzeitstudiengängen auf. Dahinter folgten Hamburg und Brandenburg mit 53,3 und 36,8 Prozent. In sechs Bundesländern liege der Anteil an Teilzeit-Angeboten unter 10 Prozent. Schlusslicht sei Bremen, wo nur einer von fünfzig Studiengängen auch in geringerem Umfang pro Semester absolviert werden könne.

Insgesamt ist der Studie zufolge das Teilzeit-Angebot an Universitäten mit 16 Prozent etwas umfangreicher als das an Fachhochschulen mit 11,5 Prozent. Auch im Masterbereich (16,7 Prozent) hätten Menschen, die etwa parallel zum Beruf ein Studium absolvieren möchten, eine größere Auswahl als im Bachelor-Bereich (11,8 Prozent). In den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften bestehe die Teilzeit-Option in jedem fünften Studiengang. Ähnlich hoch sei der Anteil auch für die Sprach- und Kulturwissenschaften sowie die Medizin und Gesundheitswissenschaften.

gri