Studienfinanzierung
Zehntausende klagen gegen US-Hochschulen
Die Beschwerden über die Geschäftspraktiken vieler US-Hochschulen halten an. Knapp 24.000 Studierende haben seit Beginn der Amtszeit von Donald Trump am 20. Januar 2017 bis Ende April 2018 Klage erhoben. Der Großteil richtet sich gegen gewinnorientierte Hochschulen. Das ergibt eine Auswertung des US-amerikanischen Bildungsministeriums auf Anfrage der Nachrichtenagentur "Associated Press" (AP).
Mehr als die Hälfte der Beschwerden betreffen die mittlerweile insolventen Hochschulen Corinthian College und ITT Technical Institute Chains. Dahinter folgen die DeVry University (3.600) und die University of Phoenix (1.100). 175 Anklagen zählt die Ashton University, die Keller Graduate School of Management 145. Der Rest der Anklagen erstreckt sich auf zahlreiche weitere Hochschulen.
Gegen die University of Phoenix ermittelt bereits die US-Wettbewerbsbehörde "FTC" (Federal Trade Commission). Dabei gehe es laut Bericht um mutmaßlich irreführende und unlautere Geschäftspraktiken. Das Verfahren wurde bereits in der Amtszeit von Barack Obama eingeleitet.
Auch die private Ashford University in Kalifornien muss sich vor Gericht verantworten. Sie soll Studierende damit gelockt haben, dass sie Anspruch auf eine staatliche Förderung hätten. Die Universität streitet die Vorwürfe nach Informationen der AP ab. Zahlen für die Ashford University zeigen, wie viele Einnahmen die Hochschulen über öffentliches Geld erzielen: Zwischen 2009 und 2016 waren es knapp 81 bis 87 Prozent.
Weniger Bewerbungen für gewinnorientierte Hochschulen
Die bekanntgewordenen Betrugsfälle und der Ärger der Studierenden scheinen Wirkung zu zeigen. Während die Zahl der Bewerbungen für Plätze an staatlichen und gemeinnützigen Hochschulen zunimmt, sank die Nachfrage nach Vier-Jahres-Programmen an gewinnorientierten Hochschulen verglichen zum Vorjahr um sieben Prozent. Die DeVry University verzeichnete sogar einen Rückgang von knapp 20 Prozent.
Seit dem Amtswechsel zu Donald Trump hätten die Hochschulen ihre Lobbyarbeit allerdings wieder verstärkt. Denn von der neuen Bundesregierung scheint es Rückenwind zu geben. "Die Haltung uns gegenüber hat sich erheblich verändert", sagt Steve Gunderson, Leiter des Verbands Career Education Colleges and Universities gegenüber AP. Er sieht sich in einer Opferrolle. "Unter Obama hat man unserer Branche den Krieg erklärt. Wir mussten um unser Überleben kämpfen."
Damit bezieht er sich wohl auch auf den 2014 durchgesetzten Beschluss, privaten Hochschulen eine staatliche Förderung zu untersagen, wenn ihre geforderten Gebühren in keinem Verhältnis zu den späteren Verdienstaussichten ihrer Absolventen stünden. Das Bildungsministerium will diese Regelung laut AP abschaffen. Bereits im Juli hatte die US-Regierung eine Obama-Initiative zurückgenommen, nach der Studierende ihre Schulden rückwirkend annullieren konnten.
Das Bildungsministerium teilte mit, es wolle sowohl Studierende vor Betrug als auch gewinnorientierte Hochschulen vor falschen Anschuldigungen schützen. Studierendenvertreter und eine Gruppe von Justizminister aus 16 Staaten und dem District of Columbia halten das für eine Lüge. "Gewinnorientierte Hochschulen sind die großen Gewinner", zitiert AP Debbie Cochrane, Vize-Präsidentin des Institutes for College Access and Success. Das Bildungsministerium interessiere sich weitaus mehr für die Anliegen der Hochschulen als die der Studierenden.
Zwischen 5.000 und 50.000 US-Dollar zahlen Studierende in den USA laut Berechnungen der Zeitschrift "Times Higher Education" pro Jahr für ihr Studium. Die durchschnittlichen Kosten lägen bei 33.215 US-Dollar. Da die meisten Bachelor-Studiengänge vier Jahre dauerten, starteten viele Absolventinnen und Absolventen mit einem Schuldenberg von 132.860 US-Dollar in ein Folgestudium oder in den Job. Für Studierende aus dem Ausland könne es noch deutlich teurer werden: Eine durchschnittliche staatliche Hochschule verlange von sogenannten "in-state-students" 9.650 US-Dollar pro Jahr. "Out-state-students" zahlten 24.930 US-Dollar.
kas