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Klimaschutz
Wie Hochschulen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen

Was können Hochschulen weltweit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit tun? Eine Studie und eine Konferenz widmen sich dem Thema.

01.06.2021

Hochschulen sind unerlässlich für die Bewältigung der Herausforderungen, die der Klimawandel an die Menschheit stellt. Sie könnten "Förderer einer nachhaltigen Entwicklung" sein, urteilt eine aktuelle Studie, die das Team des Hochschulforschers Professor Tristan McCowan vom University College London im Auftrag der Körber Stiftung durchgeführt hat. Die Studie ist Basis des in den kommenden Tagen stattfindenden Global University Council Hamburg.

Die Studie identifizierte Schlüsselelemente der nachhaltigen Entwicklung. Dazu gehöre es, dass die Hochschulen ein klares, an Nachhaltigkeit und Klimaschutz orientiertes Ziel formulierten, Synergien bildeten und Freiräume für Innovation schafften. Zudem müssten Hochschulen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsinitiativen strategisch steuern sowie finanzielle und personelle Ressourcen bereitstellen. Zur Orientierung benötigten sie internationale Handlungsrahmen und Netzwerke. Dabei müsse jedoch auf die Vielfalt der Institutionen geachtet werden, denen kein allgemeiner Ansatz übergeordnet werden könne.

Für die Studie untersuchten die Forschenden Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsinitiativen von je zwei Hochschulen aus Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Indien, Japan, Südafrika, und den USA. Dabei unterschieden sich die Länder durch ihre Schwerpunktlegungen und Herausforderungen. Hochschulen stehen laut der Studie durch Forschung, Innovation und Lehre im öffentlichen Diskurs und prägten weltweit zahlenmäßig zunehmende Studierendengenerationen. Allerdings seien ihre Möglichkeiten, im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln, durch konkurrierende Prioritäten, fehlende Koordination und finanzielle Mittel beschränkt. Teilweise sei auch die nach Disziplinen und Abteilungen getrennte Arbeitsorganisation hinderlich, ebenso wie konservativer Widerstand gegen Klimaschutz.

Zur Stärkung der Position der Hochschulen empfiehlt die Studie mitunter, die Studierenden stärker bei Nachhaltigkeitsinitiativen miteinzubeziehen: Alle Studierenden müssten, unabhängig von ihrem Fachgebiet, im Anschluss an ihr Studium mit den ökologischen Herausforderungen der Gegenwart vertraut sein. Der Austausch zwischen Universität und Gesellschaft solle gestärkt werden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen

Für das Fallbeispiel Deutschland wurden die Freie Universität Berlin (FU Berlin) und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) untersucht. Allgemein habe nachhaltige Entwicklung eine lange Tradition in Deutschland, urteilt die Studie. In sechs der sechzehn Bundesländer sei nachhaltige Entwicklung Teil der universitären Entwicklungspläne. Einige Universitäten hätten sich dem Ziel verschrieben, klimaneutral zu werden, darunter auch die FU Berlin und die HNEE. Was die Bemühungen der Hochschulen um Nachhaltigkeit noch behindere, seien begrenzte Finanzmittel. Zudem könnten in der Lehre Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch stärker vertreten sein. Laut Angabe der Hochschulrektorenkonferenz käme nur in 223 von 20.462 Hochschulkursen in Deutschland das Wort "Nachhaltigkeit" in den Kursbeschreibungen vor. Deutsche Klimaforschung nehme allerdings im internationalen Vergleich einen führenden Platz ein.

An der FU Berlin ist Nachhaltigkeit laut der Studie ein zentrales Thema, das in Forschung, Lehre und Studium angegangen werde. Seit dem Jahr 2000 habe die Universität ein Klimaschutz-Management. Alle Initiativen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien FU-Kanzlerin Dr. Andrea Bör unterstellt. Der Fokus der HNEE liegt auf nachhaltiger Entwicklung: Die Vizepräsidentin der Hochschule, Professorin Heike Walk, forsche selbst zu Nachhaltigkeitstransformation. Die HNEE sei einige der wenigen Hochschulen, die Nachhaltigkeit zu einem zentralen Aspekt ihrer Aktivitäten gemacht habe.

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Hochschulen und Klimawandel

Wie können sich Hochschulen an der Bewältigung des Klimawandels und seiner Folgen beteiligen? Das diskutieren Hochschulpräsidentinnen und Hochschulpräsidenten aus 27 Ländern beim Global University Leaders Council Hamburg, das vom 2. bis 4. Juni digital stattfindet. Das Council ist eine gemeinsame Initiative der Hochschulrektorenkonferenz, der Körber-Stiftung und der Universität Hamburg.

Den Auftakt macht die Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften Professorin Esther Duflo, deren Keynote bereits am heutigen Dienstag ab 16.30 Uhr live auf der Internetseite des Global University Leaders Council Hamburg übertragen wird. Duflo spricht zu "Good economics for warmer times: How to address our climate change challenges".

cpy