Hand mit Ladestecker vor einem Elektrofahrzeug
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Nordrhein-Westfalen
Batterieforschung in Münster kann starten

Der Bund hat die ersten Millionen für die Batteriezellenforschung am umstrittenen Standort Münster bewilligt. Damit kann das Projekt nun starten.

30.10.2019

Mit der ersten Millionen-Tranche kann die für die Energie- und Verkehrswende wichtige Batteriezellenforschung in Münster starten. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) habe der federführenden Fraunhofer-Gesellschaft 150 Millionen Euro bewilligt, teilten die nordrhein-westfälischen Minister für Wissenschaft und Wirtschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen und Andreas Pinkwart, am Mittwoch in Düsseldorf mit. Ein Team der Fraunhofer-Gesellschaft hat demnach bereits Labore und Büros in Münster bezogen und bereitet den Aufbau vor. Mit den jetzt bereitgestellten Millionen sollen Teilprojekte ausgeschrieben und Forschungs- und Industriepartner gesucht werden.

Bis 2022 soll an dem unter den Ländern umstrittenen Standort Münster die erste Batterieforschungsfabrik in Deutschland entstehen. Ziel ist, möglichst den gesamten Wertschöpfungsprozess in Deutschland zu halten, vom Bau einzelner Teile bis zur Wiederverwertung. Insgesamt 500 Millionen Euro kommen dafür aus Bundesmitteln, von denen der Großanteil an Münster gehen wird. Weitere 100 Millionen Euro für die Batterieforschung wolle das BMBF auch anderen Standorten bereitstellen, sagte Pfeiffer-Poensgen. Beteiligt sind in NRW die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich. Unternehmen wie Daimler, Toyota und Remondis brächten derzeit Kooperationsanträge ein, sagte Pinkwart.

NRW beteiligt sich mit 200 Millionen Euro an der "Forschungsfertigung Batteriezelle" und wird damit das Grundstück und die Gebäude in Münster sowie die wissenschaftliche Nachwuchsförderung finanzieren. Allein in der künftigen Forschungsfabrik sollen 150 Arbeitsstellen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstehen. Pinkwart rechnet in Zusammenhang mit dem Projekt aber mit "Tausenden neuen Arbeitsplätzen" etwa in beteiligten Unternehmen oder neuen Start-Ups.

Derzeit wird Europa im zukunftsträchtigen Batteriemarkt von Asien abgehängt. Deutschland will nicht nur in den zukunftsträchtigen Batteriezellenmarkt für Elektroautos einsteigen. Leistungsfähige Batterien als Stromspeicher würden auch in Haushalten, Industrie, in der Robotik und im Maschinenbau gebraucht, sagte Pfeiffer-Poensgen.

Minister wollen Streit um Standort beenden

Beide Minister riefen Kritiker eindringlich auf, den Streit um den Standort Münster zu beenden und nicht mehr "nachzutreten". "Die Aufgabe ist zu wichtig, als sich in regionalen Einzelinteressen zu verzetteln und Zeit zu vergeuden", sagte Pinkwart. Wissenschaftler und Industrie aus allen Ländern und Europa seien eingeladen, sich an der Batteriezellenforschung zu beteiligen.

Der Bund hatte Münster, der Heimatregion von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, den Zuschlag für die Forschungsfabrik gegeben. Das sorgte für heftige Kritik, vor allem aus Baden-Württemberg. Dort hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann zuletzt den Rücktritt der Bundesministerin ins Spiel gebracht. Pfeiffer-Poensgen sagte dazu am Mittwoch, die erfolgsverwöhnten südlichen Bundesländer hätten bisher wohl nicht wahrgenommen, dass auch Münster einen Spitzenplatz in der Forschung einnehme.

Pinkwart kritisierte Rücktrittsforderungen gegen Karliczek als "völlig unangemessen und sachfremd". "Was hier geschieht, ist nicht nur unfair, sondern schadet auch dem Gesamtvorhaben", sagte Pinkwart. Karliczek und ihr Ministerium hatten Vorwürfe im Zusammenhang mit der Standortvergabe mehrfach zurückgewiesen. Alle Länder seien im Auswahlverfahren gleichbehandelt worden.

dpa/ckr

aktualisiert am 30.10.2019 um 13:32 Uhr