Luftaufnahme auf ein Moor, das wirtschaftlich genutzt wird.
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Naturschutz
Deutsche Wissenschaftler drängen auf EU-Umweltgesetz

Im EU-Parlament steht die Abstimmung über ein neues Naturschutzgesetz bevor. Forschende rufen die Parlamentarier dringend zur Zustimmung auf.

15.06.2023

Vor einer entscheidenden Abstimmung drängen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutscher Forschungseinrichtungen die Parlamentarier der Europäischen Union (EU), einem wichtigen EU-Naturschutzgesetz zuzustimmen. Dieses steht unter Druck, weil Christdemokraten im EU-Parlament Sturm gegen das Vorhaben laufen. Sie sehen dadurch etwa die Ernährungssicherheit gefährdet. Das Gesetz schränke die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen ein, sagte die CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider am Mittwoch. Sie betonte auf Nachfrage, Ernährungssicherung bedeute für sie auch, dass Lebensmittel bezahlbar seien.

Helge Bruelheide, Professor für Geobotanik an der Universität Halle, widerspricht der These, dass das Vorhaben eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährde. "Die größten Gefahren für die Ernährungssicherheit, sie alle gehen auf den Klimawandel zurück", sagte er am Mittwochabend vor Journalisten. Und das Gesetz hilft Bruelheide zufolge dessen Folgen für die Landwirtschaft abzumildern.

Offener Brief liefert wissenschaftliche Argumente für das Gesetz

Auch Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der Uni Rostock und der Uni Duisburg-Essen sprachen sich entschieden für das Projekt aus. Gemeinsam mit mehr als 3.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschrieben sie einen offenen Brief dazu, indem sie die einzelnen Einwände der kritischen Politikerinnen und Politiker jeweils durch Verweise auf wissenschaftliche Studien widerlegen.

Das "Gesetz zur Wiederherstellung der Natur" ("Nature Restauration Law") soll Ökosysteme vor dem Kollaps bewahren. Es zielt darauf, trockengelegte Moore wieder zu vernässen, Wälder aufzuforsten und mehr Grün in Städte zu bringen und ist ein zentrales Element der Biodiversitätsstrategie der EU. Das Gesetz soll auch dazu beitragen, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, Europa vor Naturkatastrophen zu schützen und das Risiko von Lebensmittelknappheit zu verringern.

CDU-Politikerin Schneider stört sich daran, dass es nicht klar sei, wie sich die Gesetzgebung genau auf Preise und Produktion von Lebens- und Futtermitteln auswirken könnte. Professor Sebastian Lakner von der Uni Rostock sagte, es sei schwierig, solche Vorhersagen über Lebensmittelpreise zu treffen. Er gehe lediglich von kleinen Einbußen bei Ernten aus. Phänomene wie Extremwetter seien deutlich schädlicher. Wenn es am Donnerstag keine Mehrheit für das Umweltgesetz gibt, droht es, lange Zeit auf Eis zu liegen.

dpa/cpy