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Lehre
HRK-Präsident plädiert für weitere Verschiebung des Semesters

Im Wirbel um die Gestaltung des kommenden Semesters legt Peter-André Alt einen neuen Vorschlag auf den Tisch. Die digitale Lehre nur Kann nicht Muss?

01.04.2020

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt, hat sich für eine Verschiebung des Sommersemesters ausgesprochen. Digitale Kurse könnten vorab ergänzend angeboten werden, der Regelbetrieb dann später starten, sobald dies möglich sei. Das schlug er in einem Interview mit dem Handelsblatt am Mittwoch vor.

Alt hält es demnach für unvermeidbar, den Start des Semesters zu verschieben, weil trotz aller digitalen Lehrveranstaltungen "schon jetzt klar ist, dass wir das Semester nicht flächendeckend wie gehabt durchziehen können". Es müssten also auf jeden Fall Stunden nachgeholt oder Prüfungen verschoben werden.

Sinnvoller sei es, den Starttermin so weit nach hinten zu verschieben, bis der Campus der Hochschulen wieder normal betreten werden könnte. Das Wintersemester könne man entsprechend auf Anfang oder Mitte November datieren. An der digitalen Lehre könnten Dozierende festhalten, damit sich Studierende entsprechend vorbereiten können. Diese wäre aber kein offizieller Bestandteil des Semesters. Die normalen Semesterzeiten sollten ab 2021 wieder gelten.

Den Vorteil seines Vorschlags sieht Alt laut Interview darin, dass der Lehrbetrieb mehr oder weniger normal abgehalten werden könne und Absolventinnen und Absolventen, die ihre Abitur-Prüfungen erst später machten, keine Nachteile hätten. Die Frist für die Einreichung der Unterlagen für das Wintersemester sollten seiner Meinung nach erst später eingereicht werden. Wie das organisiert werden könne, habe die HRK mit der Stiftung für Hochschulzulassung schon einmal durchgespielt.

Semesterstart: Einheitliches Vorgehen der Länder gefragt

Studierende müssten finanziell noch besser abgesichert werden. Das Bafög solle um ein Semester verlängert und für diejenigen, die diese Förderung des Bundes nicht erhalten, empfiehlt Alt "eine Art Arbeitslosengeld oder eine Grundsicherung", wie er dem Handelsblatt gegenüber sagte. Bundeswissenschaftsministerin Anja Karliczek sagte die Bafög-Zahlungen bislang für das kommende Semester zu –auch wenn keine Veranstaltungen stattfinden sollten.

Alt ruft Länder und Hochschulen zu einem einheitlichen Vorgehen auf. "Es darf nicht passieren, dass hier jedes Land sein eigenes Reglement durchzieht", so Alt. Die Entscheidung müsse so bald wie möglich fallen. Mehrere Hochschulen haben in den vergangenen Tagen auf Nachfrage jedoch wiederholt betont, dass sie auf jeden Fall an dem geplanten Semesterstart zum 20. April festhalten wollen. Sie arbeiteten unter Hochdruck daran, dies digital zu ermöglichen.

Sollten Dozierende noch keine Online-Kurse über eine spezielle Software erstellen können, hätten sie die Option, Power-Point-Präsentationen zu gestalten und mit Audio-Erklärungen zu unterlegen. Ein Problem sehen die Hochschulen insbesondere darin, wie Laborkurse abgehalten werden könnten. Hier suche man noch nach Lösungen.

Unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehen die Meinungen auseinander. Einige fordern ein "Nicht-Semester", in dem zwar Veranstaltungen stattfänden, aber nicht gezählt werden müssten. Dabei argumentieren viele auch mit der Belastung durch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zeiten von geschlossenen Kitas und Schulen. Ein Regelsemester ist ihrer Meinung nach nicht möglich. DHV, HRK und DAAD distanzieren sich von der Forderung. Die Forderung nach einem "Nicht-Semester" setze das falsche Signal, sagte etwa der DHV-Präsident, Professor Bernhard Kempen.

kas