Das Foto zeigt Anja Karliczek, die neue Bundesbildungsministerin werden könnte.
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Anja Karliczek
Nationalismus bedroht europaweites Studium

Einzelne Hochschulen ziehen sich wieder mehr ins Nationale zurück, kritisiert die Bundeswissenschaftsministerin – zum Schaden des Bologna-Prozesses.

25.05.2018

Durch wachsenden Nationalismus gerät nach Ansicht von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek das grenzübergreifende Lernen in Europa in Gefahr. Einige Länder gäben derzeit dem Wunsch nach mehr Eigenständigkeit nach – auch auf Hochschulebene, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Bildungsministerkonferenz in Paris.

Der Rückzug aufs Nationale laufe dem wichtigen Ziel zuwider, die Hochschulen enger zusammenwachsen zu lassen. Denn wenn die gemeinsame Wertebasis fehle, stelle sich die Frage: "Ist die Lehre noch vergleichbar in den Ländern?". Einheitliche Standards seien aber Grundvoraussetzung dafür, dass der vor 20 Jahren angestoßene Bologna-Prozess Erfolg habe. Dieser soll es jungen Leuten unter anderem leichter machen, im Ausland zu studieren.

Gerade an Universitäten gebe es Leute, die offen seien, sich etwas Neues anzuschauen und einmal in einem anderen Land zu leben, sagte die Ministerin. Mit eng vernetzten Hochschulen schaffe man im Grunde eine "Europäische Union von unten, nicht von oben". Auf diese Weise könne die europäische Idee "wieder fliegen". Dagegen funktioniere es nicht, verschiedenen Kulturen eine Struktur überzustülpen. "Da müssen wir vorsichtig sein", sagte Karliczek. "Dass die Populisten überall so stark werden, sollte uns zu denken geben."

dpa