Eine Frau verlässt ein Gebäude der Universidad Centroamericana
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Wissenschaftsfreiheit
Nicaragua geht gegen renommierte Hochschule vor

Die Regierung Nicaraguas hat die Universidad Centroamericana als "Zentrum des Terrorismus" bezeichnet. Ihr Betrieb musste eingestellt werden.

17.08.2023

Die Justiz im autoritär regierten Nicaragua hat gegen die renommierte Universidad Centroamerica (UCA) Ermittlungen wegen Terrorismus eingeleitet. Das gab die private Hochschule des katholischen Jesuitenordens am Mittwoch bekannt. Zudem sei das Vermögen der Hochschule de facto beschlagnahmt worden, teilte der Orden mit, das gelte auch für Mobiliar und Ausstattung. Der Hochschulbetrieb sei eingestellt worden.

Die Ordensprovinz für Mittelamerika der Gesellschaft Jesu wies die schweren Anschuldigungen der nicaraguanischen Justiz zurück. Sie seien völlig falsch und unbegründet und müssten zurückgenommen werden. Auf staatlicher Seite äußerte sich zunächst niemand zu dem Verfahren.

Hochburg der Wissenschaftsfreiheit

Die UCA ist eine der wichtigsten Universitäten in Mittelamerika mit über 5.000 Studierenden und 546 Dozierenden. Die renommierte spanische Tageszeitung "El País" bezeichnete die UCA in einem Artikel als "die letzte Hochburg des freien Denkens in einem Umfeld brutaler Unterdrückung" durch das autoritäre Regime. Die Justiz werfe der Hochschule vor, das Vertrauen des nicaraguanischen Volkes missbraucht und gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoßen zu haben, hieß es in der Mitteilung der Jesuiten. In einem juristischen Schreiben sei sie als "Zentrum des Terrorismus" bezeichnet worden.

"Diese neue Aggression der Regierung ist kein Einzelfall", erklärte die Gesellschaft Jesu in ihrer Stellungnahme. Während der Anti-Regierungs-Proteste im Jahr 2018 erhielten zahlreiche Demonstranten Zuflucht in der UCA, die sich in der Hauptstadt Managua befindet, berichtet "El País". Deshalb sei die UCA seit 2018 ständig Angriffen der Regierung ausgesetzt, erläutert der Orden. Die Regierung ließ die Proteste blutig niederschlagen, es kamen mehr als 300 Menschen ums Leben.

Nicaraguanische Regierung lässt keine Opposition zu

Die Regierung des ehemaligen linken Guerillero Daniel Ortega, der seit 2007 zum zweiten Mal Präsident ist, lässt keinen Raum für Kritik. Hunderte Oppositionelle und regierungskritische Stimmen sind des Landes verwiesen worden. Im vergangenen Jahr bezeichnete die "New York Times" die Universitäten in Nicaragua als "die letzten Zentren des Widerstands" gegen die autoritäre Politik der nicaraguanischen Regierung.

cle/dpa