Symbolbild: fünf große Häuser aus Holz, die mit Linien verbunden sind
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Hochschulautonomie
Unis in Europa verlieren an Autonomie

Was begrenzt die Unabhängigkeit der Hochschulen in Europa? Welche Tendenzen zeichnen sich ab? Ein Report ermöglicht einen Vergleich.

08.03.2023

Die Autonomie der europäischen Hochschulen ist im Wesentlichen gut verankert, unterliegt jedoch vielerorts zunehmend Einschränkungen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die European University Alliance (EUA) am Dienstag veröffentlicht hat. Der Report vergleicht den aktuellen Stand der Hochschulautonomie in 35 Ländern oder Regionen, darunter die Bundesländer Brandenburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen (NRW). Untersucht wurde die organisatorische, finanzielle, personelle und akademische Autonomie der Hochschulsysteme.

Die deutschen Regionen landeten bei der akademischen Autonomie im Spitzenfeld: Sie erzielten 87 beziehungsweise 88 Prozent in der Wertung. Bei der personellen Autonomie erreichten sie mit rund 60 Prozent je das Mittelfeld, bei der finanziellen Autonomie mit je rund 40 Prozent das hintere Feld. In der organisatorischen Autonomie unterschieden sich die Bundesländer deutlicher: Hier erlangte Hessen 77 Prozent, NRW 68 Prozent und Brandenburg 58 Prozent. In keinem der untersuchten Bereiche stachen die drei Bundesländer durch außergewöhnliche Strukturen im europäischen Vergleich oder besondere Veränderungen im Vergleich zum letzten Erfassungszeitraum hervor.

Europaweit zeigten sich jedoch einige Tendenzen: "Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass es noch viel zu viele Einschränkungen gibt, die Hochschulen daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen", erklärte EUA-Präsident Michael Murphy. Dazu zählten beispielsweise Regelungen in Bezug auf internationale Hochschulkooperationen oder die Infrastruktur der Universitäten. Dadurch bestünden vielerorts Lenkungsinstrumente und Governancestrukturen, die die Autonomie der Hochschulen unnötig beeinträchtigten. Häufig beschränke auch eine Unterfinanzierung die Möglichkeiten der Universitäten. Insgesamt nähmen externe Steuerungsinstrumente zu und Staaten griffen stärker ad hoc in die Hochschulbelange ein.

Die aktuelle Analyse basiert auf Fragebögen und Interviews und ist ein Update zur letzten Erhebung aus dem Jahr 2017. Erweitert wurde diese nun um die Hochschulsysteme in Georgien, Rumänien und Schottland. Nicht in den Vergleich einbezogen wurde das ungarische Hochschulsystem, weil dessen Governancemodell Merkmale enthalte, die nirgendwo sonst in Europa zu finden seien. Es sei daher nicht mehr mit anderen europäischen Systemen vergleichbar. Stattdessen waren die ungarischen Hochschulen Gegenstand einer ergänzenden Analyse, die die EUA ebenfalls am Dienstag veröffentlichte.

ckr