Arbeitsbedingungen
Professoren investieren mehr Zeit in Verwaltung
Die Arbeitszeit von Professorinnen und Professoren sowie wissenschaftlichem Personal ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Bei Universitätsprofessuren sank die Wochenarbeitszeit von 52 Stunden (1992) über 51 Stunden (2007) auf 48 Stunden (2018), bei Fachhochschulprofessuren von 42 Stunden (2007) auf 38 Stunden. Im gleichen Zeitraum hat sich die Gewichtung zwischen Forschung, Lehre und Verwaltung verschoben. So stieg der Zeitaufwand für Verwaltungsaufgaben wie Drittmittelakquise bei Uni- und FH-Professuren zwischen 2007 und 2018 um 20 Prozent. Der Anteil der Lehre sank um ein Prozent seit 2007, um fünf Prozent seit 1992. Das zeigt eine vom BMBF geförderte Studie des International Centre for Higher Education Research (INCHER) Kassel zu den Veränderungen der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen an Fachhochschulen und Universitäten.
Für die Forschung hätten Professorinnen und Professoren über die drei Dekaden hinweg im Schnitt diesselbe Zeit aufgewendet, mit großen Abweichungen im Einzelfall. Diese Entwicklung beim Zeitverhältnis von Forschung, Lehre und Bürokratie sei umso ausgeprägter bei großen, "exzellenten" und technischen Hochschulen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam im Februar eine Befragung von Hochschulangehörigen durch das Allensbach-Institut im Auftrag des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in der aktuellen Erhebung im Schnitt mehr Zeit für die Forschung aufgewendet, weil ihre Stellen zunehmend über Drittmittel finanziert würden. Das in Teilzeit beschäftigte wissenschaftliche Personal mache weiterhin Überstunden, die Zahl der wöchentlichen Überstunden habe sich jedoch von zwölf (2007) auf sechs (2018) halbiert. Vollzeitkräfte machten hingegen keine Überstunden mehr. Dennoch steige die Unzufriedenheit des wissenschaftlichen Personals mit den Arbeits-und Vertragsbedingungen, vor allem mit Befristungen. Die Autoren begründen das mit schlechten Karriereaussichten an Hochschulen für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Datenerhebung "repräsentativ"
Untersucht worden seien für die aktuelle Studie in Deutschland 24 zufällig ausgewählte, wenngleich "repräsentative" öffentliche Hochschulen, je zur Hälfte Fachhochschulen und Universitäten. Weiter unterteilt die Studie die 24 Hochschulen nach Größe, Exzellenzstatus, technischer Ausrichtung und Lage und inhaltlich nach Fächern. An der Befragung hätten 2018 insgesamt rund 7.300 Hochschulangehörige teilgenommen. Deren Angaben haben die Autoren mit ähnlichen Erhebungen aus den Jahren 1992 und 2007 verglichen.
Das Papier ordnet die Entwicklungen der Arbeitsbedingungen anhand "ausgewählter Ergebnisse" unter den Kategorien "organisiert", "metrifiziert" und "exzellent" auf 133 Seiten ein und ergänzt diese um "angebotene Interpretationen" der Zusammenhänge mit hochschulpolitischen Reformen. Diese sind laut Bericht "teilweise zugespitzt", um zur Diskussion der Lage anzuregen.
Die deutsche Studie ist Teil des internationalen Projekts "Academic Profession in Knowledge Society (APIKS)", an der etwa 30 Länder teilnehmen. Sie zielt den Autoren zufolge auf eine international vergleichende Untersuchung der Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Der abschließende Ländervergleich liege jedoch noch nicht vor.
ckr
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