Gebäude und Bäume auf dem Campus der Universität Duisburg-Essen
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Korruptionsverdacht an Uni Duisburg
Bessere Noten gegen Geld?

Die Staatsanwaltschaft ermittelt an der Wirtschaftsfakultät der Uni Duisburg-Essen. Eine Mitarbeiterin soll bessere Noten verkauft haben.

05.10.2021

An der Universität Duisburg-Essen sollen mindestens vier Jahre lang gute Prüfungsnoten gegen Bargeld verkauft worden sein. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittele "im Bereich der Korruptionsdelikte", sagte ein Sprecher der Behörde am Montag auf Anfrage. Zuvor hatte die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) berichtet. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Staatsanwaltschaft "zum jetzigen Zeitpunkt" keine weiteren Details nennen. Die Universität habe selbst Strafanzeige erstattet.

Nach Informationen der "WAZ" geht es um Prüfungen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Ermittelt werde gegen eine Verwaltungsmitarbeiterin der auf dem Essener Campus angesiedelten Fakultät sowie gegen rund 50 Studierende. Diese sollen der Sachbearbeiterin jeweils 800 Euro in bar überreicht haben, damit sie im Computersystem der Uni aus einer nicht bestandenen Prüfung (Note 5) eine bestandene machte (Note 4). Für eine Höherstufung der Note soll die Mitarbeiterin 50 Euro pro 0,3 Punkte kassiert haben. Insgesamt gehe es um 160 Fälle.

Ausgelöst worden seien die Ermittlungen durch einen anonymen Hinweis. Die Uni habe zunächst intern geprüft und Anzeige erstattet, als der Verdacht sich erhärtete. "Wir nehmen diesen Fall sehr ernst", sagte Uni-Kanzler Jens Andreas Meinen der "WAZ". "Hier geht es um das Vertrauen in unsere Prüfungsverfahren und die Abschlüsse, die man bei uns erwerben kann." Die Universität unterstütze die Ermittlungen nach Kräften.

Universität zieht Konsequenzen

Inzwischen hat sich die Hochschule wegen möglicher Korruption bei der Notenvergabe von der Mitarbeiterin getrennt. Zahlreichen Absolventen der Uni droht die Aberkennung ihrer Abschlüsse. Die Prüfungsordnung lasse bei "gekauften Noten" wenig Spielraum zur Aberkennung des Abschlusses, sagte Hochschulsprecher Thomas Wittek am Dienstag. Zunächst sei der Vorgang jedoch ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

Stichprobenartige Überprüfungen mehrerer Zehntausend Prüfungen auch in anderen Fakultäten hätten keine weiteren Abweichungen ergeben, sagte der Hochschulsprecher. Die Noten würden bisher von den Prüfern auf Papier notiert und später in der Verwaltung ins Computersystem übertragen, sagte Wittek. Künftig sollen die Prüfer die Noten selbst ins System eintragen.

Nach der Schilderung des Anwalts einer betroffenen früheren Studentin hatte ein Repetitor – ein privater Veranstalter von Vorbereitungskursen für die Klausuren – den Notenbetrug eingefädelt. Er habe schwächeren Studierenden angeboten, gegen Geld ein gutes Wort bei den Prüfern einzulegen und das Geld auch kassiert und weitergeleitet, sagte der Anwalt.

aktualisiert am 05.10.2021 um 12:55 Uhr, zuerst veröffentlicht um 09:18 Uhr

dpa/ckr