Das Foto zeigt den Eintrag "Anglizismus" in einem Wörterbuch.
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Sprache
Anglizismus des Jahres gekürt

Anglizismen haben keinen guten Ruf, werden oft unsinnig eingesetzt und von Sprachpuristen bekämpft. Es geht aber auch anders.

29.01.2019

"Gendersternchen" ist der "Anglizismus des Jahres". Eine Jury rund um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat damit zum neunten Mal ausdrücklich "den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes" gewürdigt. Das Wort "Framing" wurde als Publikumsliebling gewählt und "nice" erhielt den "Sonderpreis gesprochene Sprache".

Überzeugt hat die Jury an Gendersternchen neben der sprunghaften Verbreitung im öffentlichen Sprachgebrauch zum einen die zentrale Bedeutung, die es in der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem umstrittenen Thema der sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter eingenommen hat und wohl auch weiter einnehmen wird. Zum anderen zeige die Geschichte des Wortes, dass die Entlehnung von Wörtern kein passiver Prozess sei, sondern dass Sprachgemeinschaften das entlehnte Wortgut produktiv zur Bildung neuer Wörter nutzten.

Das Wort stellt laut Jury eine "klare Bereicherung des deutschen Wortschatzes" dar, denn ob man den eingeschobenen Asterisk und die Absichten dahinter gutheißt oder nicht, darüber reden müsse die Sprachgemeinschaft – und das Wort Gendersternchen stelle einen gut verständlichen Ausdruck dafür bereit. Sprachwissenschaftler Stefanowitsch selbst begrüßt die Absicht bei Personenbezeichnungen, Geschlechter jenseits von Mann und Frau sichtbar zu machen.

Bei einem Anglizismus handelt es sich laut Duden um die "Übertragung einer für (das britische) Englisch charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf eine nicht englische Sprache". Insbesondere Werbung, Wirtschaft oder Politik kommen kaum noch ohne Anglizismen wie "Sale" oder "To-do-Liste" aus. Die einen sehen sie als Bereicherung der Muttersprache, andere empfinden sie eher als Bedrohung.

dpa/gri