Apfelernte
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Charité
Berliner Forscher sind Apfel-Allergie auf der Spur

Allergiker reagieren vor allem auf gängige Apfelsorten aus dem Supermarkt. Oft gepaart mit Heuschnupfen-Symptomen. Forscher untersuchen die Ursache.

11.11.2018

Apfel-Allergiker vertragen oft Supermarkt-Äpfel wie Golden Delicious, Gala oder Jonagold nicht. Forscher wie der Allergologe Karl-Christian Bergmann von der Berliner Charité untersuchen, woran das liegt. "Die neueren Sorten, sogenannte Tafeläpfel, enthalten besonders viele Allergene", sagt Bergmann. Der Anteil sei so hoch, weil ein anderer Abwehrstoff der Äpfel, die Polyphenole, durch Züchtung stark reduziert worden sei, um süßere Sorten zu erzielen.

Alte Sorten seien hingegen oft verträglicher für Allergiker. In einer kleinen Beobachtungsstudie entdeckten Bergmann und Kollegen weitere Vorteile: Der regelmäßige Verzehr alter Sorten kann Allergiker auch resistenter gegen Problemäpfel machen und Heuschnupfen-Symptome reduzieren – denn oft geht eine Apfelallergie mit Heuschnupfen einher.

"In der Pubertät ging es bei mir los mit den Allergien", erinnert sich etwa Ursula Müller aus Berlin. Neben Birkenpollen reagierte sie plötzlich auch auf Äpfel. "Beim Essen jucken Mund und Rachen. Alles schwillt an", sagt die heute 58-Jährige.

Ihr Fall ist laut dem Berliner Allergologen Karl-Christian Bergmann von der Charité typisch für eine Kreuzallergie. Wer gegen Birkenpollen allergisch sei, vertrage meist auch bestimmte Äpfel nicht. Der Grund: "Das Obst enthält Allergene, die den wichtigsten Allergenen in Birkenpollen ähneln", so Bergmann. In Deutschland gibt es seinen Angaben zufolge rund elf Millionen Erwachsene mit Heuschnupfen, von denen etwa jeder zweite auch allergisch auf Obst oder Gemüse reagiert.

Apfelallergie: Forschungskooperation mit Kasachstan geplant

Jeweils zu Beginn und zum Ende der Studie aßen die rund 100 Teilnehmer einen "Problemapfel" der Sorte Golden Delicious. Dazwischen bekamen sie 90 Tage lang täglich alte Apfelsorten mit hohem Polyphenolgehalt wie Alkmene, Eifeler Rambur, Goldparmäne und Roter Boskoop. "Bis zum Ende haben etwa 70 Teilnehmer mitgemacht. Viele konnten den Golden Delicious im Anschluss besser vertragen und hatten auch in der darauffolgenden Heuschnupfensaison weniger Beschwerden", sagt Bergmann.

Welche Sorten für Allergiker verträglich oder unverträglich sind, tragen Willi Hennebrüder und Mitstreiter vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Lemgo (Nordrhein-Westfalen) zusammen. Rund 100 Apfelsorten enthält ihre im Internet veröffentlichte Liste bereits. Gute Erfahrungen machen Allergiker demnach unter anderem auch mit Berlepsch, Prinz Albrecht von Preußen und Weißem Winterglockenapfel.

Bergmann forscht jetzt weiter zu dem Thema. Er will verstärkt mit Kollegen aus Kasachstan kooperieren. Von dort stammt der Urvater des heutigen Kulturapfels, die Wildart Malus sieversii. "Heuschnupfen-Probleme wie hier kennt man dort nicht", so der Wissenschaftler. Er will herausfinden, ob das am hohen Polyphenolgehalt der dortigen Apfelsorten liegt.

Auf Apfelkuchen und -kompott müssen Allergiker in der Regel nicht verzichten: Die Allergene werden durch Hitze zerstört. Auch die Mikrowelle kann helfen, heißt es vom Deutscher Allergie- und Asthmabund. Die Empfehlung: "Gibt man den Apfel für eine Minute bei 600 Watt in die Mikrowelle, ist er noch knackig, aber die Allergenität ist deutlich verringert."

dpa/kas