Chemiker mit Schutzbrille in einem Labor leuchtet einen Kolben mit einer Lampe an
Jacob Müller / TU Chemnitz

Organische Chemie
Chemiker weisen lange gesuchte chemische Verbindung nach

70 Jahre lang war die Molekülklasse nur eine Theorie, nun haben Chemiker sie nachgewiesen: "neutrale homoaromatische Verbindungen".

14.04.2023

Forschende haben erstmals eine sogenannte "neutrale homoaromatische Verbindung" nachgewiesen. Dem Team um Professor Johannes Teichert von der Technischen Universität Chemnitz ist damit der praktische Nachweis einer Molekülklasse gelungen, deren Existenz in der organischen Chemie über 70 Jahre lang nur eine theoretische Vermutung war. Die Studie ist in der Fachzeitschrift "Nature Chemistry" erschienen.

Die Chemikerinnen und Chemiker sprechen von einem Meilenstein. Die nun hergestellten homoaromatischen Moleküle könnten beispielsweise als "Ersatzbausteine" für klassische aromatische Moleküle genutzt werden. So könnten neue Materialien oder medizinische Wirkstoffe entwickelt werden.

"Das ist nicht weniger als ein Durchbruch für die organische Chemie – auch, weil wir diese Verbindungen zum ersten Mal mit ihren individuellen Eigenschaften charakterisiert haben", sagte Teichert. Während klassische aromatische Moleküle mit ihrem zyklischen Aufbau durch eine kreisförmige Bewegung der Elektronen gekennzeichnet sind, ist dieser Ring bei homoaromatischen Verbindungen unterbrochen. In den neuen Homoaromaten sei durch eine spezielle Geometrie dennoch eine Kreisbewegung der Elektronen vorhanden.

Durch Bestrahlung mit Licht konnte das Forschungsteam in der Studie zudem nachweisen, dass die neuen homoaromatischen Moleküle auch als sogenannte "Photoschalter" reagieren. Durch photochemische Schalter können in der Medizin und Biomedizin zum Beispiel Wirkstoffe im menschlichen Körper gezielt von außen durch Licht angeregt und so vor Ort aktiviert und untersucht werden.

ckr