Eine braune Maus für Tierversuche auf einer Hand in Laborhandschuhen
picture alliance / Westend61 / Sigrid Gombert

Tierversuche in der Forschung
Deutlich weniger Versuchstiere verwendet

2020 wurden erheblich weniger Tiere in der Forschung eingesetzt, zeigt eine Bundesstatistik. Die Behörde führt das auf verstärkten Tierschutz zurück.

17.12.2021

Im Jahr 2020 ist die Zahl der in Deutschland verwendeten Versuchstiere um etwa 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Insgesamt wurden rund 1,9 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer in gesetzlich erlaubten Tierversuchen eingesetzt. Das geht aus einer neuen Statistik hervor, die das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) am Donnerstag erstmals veröffentlicht hat. Das Bf3R erforscht Alternativen zu Tierversuchen und ist Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), das seit diesem Jahr die Erfassung der Tierversuche vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) übernommen hat.

"Seit einigen Jahren beobachten wir weitgehend stabile Versuchstierzahlen, für 2020 sehen wir erstmals einen starken Rückgang", sagte BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. Seiner Einschätzung nach basiere der Rückgang auf dem Engagement Deutschlands für mehr Tierschutz in der Forschung. Für alle Tierversuche gelten die strikten Vorgaben des Tierschutzgesetzes.

Etwa 71 Prozent der eingesetzten Versuchstiere seien Mäuse, gefolgt von Fischen (12 Prozent), Ratten (7 Prozent), Kaninchen (4 Prozent) und Vögeln (2 Prozent). Besonders stark zurückgegangen sei die Zahl der eingesetzten Hunde (von 3.519 in 2019 auf 2.560 in 2020) und Katzen (von 954 auf 644). Sie machten 2020 0,07 beziehungsweise 0,02 Prozent aller Versuchstiere aus.

Verwendete Tierarten 2020

Anzahl der Versuchstiere in Prozent

  • 70.6%Mäuse
  • 7.4%Ratten
  • 3.7%Kaninchen
  • 1.6%Vögel
  • 12.0%Fische
  • 4.8%Sonstige

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR, 2021)

Für welche Forschungszwecke Versuchtiere verwendet werden

Rund 58 Prozent der eingesetzten Versuchstiere dienten laut Mitteilung der Grundlagenforschung (zum Beispiel für Untersuchungen des Immun- und des Nervensystems) und etwa 13 Prozent der Erforschung von Krankheiten wie etwa Krebs bei Mensch und Tier. Etwa 19 Prozent der Tiere seien bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen eingesetzt worden, etwa zur Wirksamkeit oder Unbedenklichkeit von Arzneimitteln und Impfstoffen. Rund zehn Prozent seien für andere Zwecke benötigt worden, etwa zur Aus- oder Weiterbildung oder für die Zucht von genetisch veränderten Tieren.

Der Anteil der genetisch veränderten Tiere lag 2020 laut Statistik bei etwa 48 Prozent (2019: 43 Prozent). Hier seien insbesondere Mäuse (89 Prozent) und Fische (zehn Prozent) verwendet worden, vor allem für die Grundlagenforschung zu Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Alzheimer oder Infektionen. Die Gesamtzahl der genetisch veränderten Tiere sei um vier Prozent gesunken.

Die meisten Versuche (etwa 67 Prozent) seien mit geringem Schweregrad für die Tiere eingestuft worden. Das bedeutet einer EU-Richtlinie zufolge entweder keine oder kurzzeitig geringe Beeinträchtigungen des Wohlergehens der Tiere. Etwa 24 Prozent der Tierversuche stellten eine mittlere Belastung für die Tiere dar (kurzzeitig mittelstarke oder langzeitig geringe Leiden). Eine schwere Belastung habe bei vier Prozent der Versuche vorgelegen und bei knapp sechs Prozent der Tierversuche seien unter Vollnarkose erfolgt, aus der die Tiere nicht mehr erwacht sind.

Zusätzlich zu den Tierversuchen erfasst die Statistik auch Tiere, die für wissenschaftliche Zwecke getötet wurden, beispielsweise um deren Organe oder Gewebe für Zellkulturen zu verwenden. Auch die Anzahl dieser Tiere ging laut Mitteilung um rund neun Prozent zurück (von rund 700.000 in 2019 auf etwa 634.000 in 2020).

ckr