Eine Person steht an einem Tisch und hält eine Tasse Kaffee in der Hand.
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Studie
Der Mensch riecht in "stereo"

Eine neue Studie belegt, dass das Gehirn weiß, von welchem Nasenloch ein Geruch erfasst wird - zum Beispiel der des morgendlichen Kaffees.

07.11.2023

Neue Forschungsergebnisse, die am Dienstag in "Current Biology" veröffentlicht wurden, zeigen, dass das Gehirn erkennt, durch welches Nasenloch uns ein Gerucht erreicht. Das berichtet das Magazin "Nature". Die Kombination von Informationen aus beiden Nasenlöchern helfe Menschen dabei, Gerüche zu identifizieren, heißt es in der Studie.

Im menschlichen Gehirn werden Geruchsinformationen von beiden Seiten des piriformen Kortex verarbeitet. Die Forschenden wollten in ihrer Studie herausfinden, ob die zwei Seiten Gerüche synchron oder unabhängig voneinander verarbeiten. Um dies zu untersuchen, rekrutierten sie Epilepsie-Patienten und Epilepsie-Patientinnen, die sich Gehirnoperationen unterzogen, um die für ihre Anfälle verantwortlichen Bereiche zu identifizieren. Die Teilnehmenden waren während der Operation wach. Während des Eingriffes wurden für die Studie über kleine Röhrchen Düfte in eines oder beide Nasenlöcher geleitet.

Funktionieren Ohren und Nase ähnlich?

Die Forschenden nutzten dabei Elektroden im Gehirn der Studienteilnehmenden, um Aktivitäten im piriformen Kortex zu messen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Gehirn tatsächlich die unterschiedlichen Ankunftszeiten der Düfte ausnutzt. Wurde ein Geruch in nur ein Nasenloch geleitet, reagierte die dem Nasenloch nächstgelegene Gehirnseite zuerst, gefolgt von einer Reaktion auf der gegenüberliegenden Seite.

"Es scheint tatsächlich zwei Duftrepräsentationen zu geben, die den Geruchsinformationen aus jedem Nasenloch entsprechen", sagt Dr. Naz Dikecligil, Neurowissenschaftler an der University of Pennsylvania in Philadelphia und Mitautor der Studie gegenüber "Nature".

Wurde ein Duft gleichzeitig in beide Nasenlöcher geleitet, erkannten beide Gehirnseiten den Duft schneller als wenn er nur durch ein Nasenloch geleitet wurde, so die Studie. Dies deute darauf hin, dass die beiden Seiten in gewissem Maße synergieren. Dies entspreche dem Ablauf beim Hören: Hier vergleiche das Gehirn die Daten aus beiden Ohren, um Menschen  zu helfen, Klänge zu lokalisieren.

cle