Eine Frau hält ein Arbeitsbuch des Duden für "Leichte Sprache" in den Händen.
dpa

Sprachforschung
Forscher wollen "Leichte Sprache" verbessern

Damit möglichst viele Menschen das geschriebene Wort verstehen, werden einige Texte in vereinfachter Form angeboten. Dabei ist noch Luft nach oben.

18.06.2019

Nach Einschätzung von Experten sollte es mehr Leseangebote in sogenannter Leichter Sprache geben. Das könnte vielen Menschen helfen: Einer Studie zufolge hatten im vergangenen Jahr bundesweit rund sechs Millionen der Deutsch sprechenden Erwachsenen Probleme beim Lesen und Schreiben. Ein Forscherteam der Uni Mainz geht derzeit der Frage nach, wie Texte in Leichter Sprache verbessert werden können.

"Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form der deutschen Sprache", erläutert Christian Glade vom Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Bremen. Konkret heißt das: Kurze Sätze, kurze Wörter, keine Fach- oder Fremdwörter.

Mit Leichter Sprache sollen Menschen erreicht werden, die mit Texten normalerweise Probleme haben. Das seien vor allem Menschen mit geistiger Behinderung, sagt Glade. Aber auch Menschen mit Sprachbarriere könnten davon profitieren – etwa Demenzerkrankte oder Menschen, die Deutsch neu lernten.

Erleichternde Schreibweisen können beim Verstehen helfen

Seit etwa einem Jahr forscht ein Graduiertenkolleg der Universität Mainz dazu, wie Texte in Leichter Sprache noch besser verstanden werden können. Gerade die deutsche Sprache sei sehr komplex, sagt die Professorin Silvia Hansen-Schirra. Oft komme die entscheidende Information erst am Ende eines Satzes. Das sei für Menschen mit einer sprachlichen oder geistigen Barriere problematisch, so die Sprachwissenschaftlerin.

Erste Zwischenergebnisse bei zusammengesetzten Worten gebe es bereits, sagt Professorin Hansen-Schirra. Bei Leichter Sprache würden Worte wie "Großmutter" bislang entweder mit einem Bindestrich ("Groß-Mutter") oder mit einem sogenannten Mediopunkt ("Groß·mutter") geschrieben. Tests zeigten nun: "Der Bindestrich führt eher zu Falschinterpretationen." Der Mediopunkt hingegen erleichtere das Verstehen.

Vor allem der medizinische Bereich sei kaum mit Leseangeboten in Leichter Sprache ausgestattet, sagt Hansen-Schirra. Dabei müssten auch Menschen mit Leseproblemen Aufnahmebögen unterschreiben oder wollten Informationsblätter zu Krankheiten verstehen. Auch der Freizeitbereich ist nach Ansicht der Experten noch absolut unterversorgt. Es gebe bislang nur wenige kreative Texte wie Romane, Kinderbücher und Krimis in Leichter Sprache.

dpa/ckr