Gemischtes Team aus zwei Frauen und zwei Männern während einer Besprechung
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Diversität in der Forschung
Gemischte Teams forschen besser

Gemischtgeschlechtliche Forschungsgruppen erzielen bessere Ergebnisse als reine Männer- oder Frauen-Gruppen. Das ergab eine neue Analyse.

31.08.2022

Forschungsteams, die aus Männern und Frauen bestehen, produzieren im Schnitt innovativere und wirkungsvollere Ergebnisse als rein männliche oder rein weibliche Teams. Je ausgewogener die Geschlechterverteilung in den Gruppen, desto besser für die Forschung und die Zitationshäufigkeit der Publikationen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie eines (gemischtgeschlechtlichen) Forscherteams um Professor Brian Uzzi von der Northwestern University, über die zunächst das Onlinemagazin "Inside Higher Ed" berichtete. Die Studie ist am Montag in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) erschienen.

Zu dem Ergebnis kamen die Forschenden basierend auf einer Analyse von Publikationen und der Zusammensetzung ihrer Autorinnen und Autoren in der medizinischen Forschung. Der Befund treffe im Schnitt aber auf alle wissenschaftlichen Disziplinen zu: Gemischtgeschlechtliche Teams schneiden besser ab als gleichgeschlechtliche Teams.

Für die Publikationsanalyse in der Medizin untersuchten die Forschenden rund 6,6 Millionen Veröffentlichungen in rund 15.000 Fachzeitschriften weltweit über 20 Jahre. Ein Algorithmus ordnete dabei den Namen der Autorinnen und Autoren ein weibliches oder männliches Geschlecht zu. Über die Geschlechtervielfalt jenseits von Mann und Frau trifft die Studie daher keine Aussage.

Als besonders innovative Forschung definierten die Forschenden bei ihren Analysen solche Arbeiten, die altes und neues Wissen anders als bislang kombinierten. Dafür analysierten sie die Zeitschriften, auf die ein Artikel verweist, und ob diese Zeitschriftenkombinationen häufig oder ungewöhnlich waren. Als High-Impact-Forschung definierten sie die oberen fünf Prozent der meistzitierten Artikel, die in einem bestimmten Jahr veröffentlicht wurden.

Mögliche Erklärungen für den Erfolg von diversen Teams

Zwar hätten gemischtgeschlechtliche Teams häufig größere Netzwerke und seien auch hinsichtlich anderer Faktoren diverser als gleichgeschlechtliche Teams, unter anderem bezüglich ihrer thematischen Expertise, ihres akademischen Alters und ihrer geografischen und internationalen Zusammenstellung. Doch all diese Faktoren können laut Ausschlusskontrollen der Studie den ausgemachten positiven Effekt der Geschlechterdiversität nicht ausräumen. Auch das Zitationsverhalten von Forschenden, die nachweislich häufiger Publikationen von Autoren desselben Geschlechts zitieren, könne den Befund nicht erklären.

Für eine sichere Erklärung des Phänomens sei weitere Forschung nötig. Frühere Studien wiesen jedoch darauf hin, dass Frauen den Informationsaustausch innerhalb eines Teams verbesserten. Denkbar sei auch, dass Männer und Frauen andere Perspektiven auf Forschungsfragen hätten und sich gegenseitig ergänzten, so die Forschenden.

ckr