Ein Foto von Literaturnobelpreisträger Jon Fosse
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Nobelpreise 2023
Literaturnobelpreis für Norweger Jon Fosse

Der Literaturnobelpreis geht an den Schriftsteller und Dramatiker Jon Fosse. Auch in Deutschland sind seine Theaterstücke und Romane beliebt.

05.10.2023

Jon Fosse wird mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt.  Der norwegische Autor erhalte den wichtigsten literarischen Preis der Erde für seine innovativen Theaterstücke und seine Prosa, mit denen er "dem Unsagbaren eine Stimme" gebe, so der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm.

Fosses literarisches Werk wird in Deutschland bei Rowohlt verlegt. Seine Romane "Trilogie" (2016), "Der andere Name" (2019) und "Ich ist ein anderer" (2021) wurden vom Feuilleton äußerst wohlwollend besprochen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bezeichnete ihn unlängst als "Norwegens größten literarischen Avantgardisten."  

Auch der renommierte deutsche Literaturkritiker Denis Scheck begrüßte die Nachricht, dass Jon Fosse den diesjährigen Literaturnobelpreis erhält.  "Das ist alles andere als ein skandinavisches Heimspiel, sondern wirkliche Weltliteratur." Fosse sei ein Autor, der für die menschliche Einsamkeit neue Ausdrucksformen gefunden habe, und "ein Geistesverwandter von Samuel Beckett", sagte Scheck gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Auch Fosses Dramen werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt und geschätzt. Für sein Theaterstück "Der Name" (1995) gewann er den renommierten Nestroy-Theaterpreis. Sein "Tod in Theben", eine Neufassung der Sophokles-Dramen, wurde 2010 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.

Literatur: ein klassischer Nobelpreis

Dotiert ist die prestigeträchtige Auszeichnung diesmal mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro), das ist eine Million mehr als im Vorjahr.

Der Literaturnobelpreis wird traditionell als vierter der Nobelpreise bekanntgegeben. Von Montag bis Mittwoch waren bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie gekürt worden. Am Freitag folgt der Friedensnobelpreis, der als einziger nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet wird. Am kommenden Montag steht dann zum Abschluss die Bekanntgabe in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften an. Feierlich überreicht werden die Preise dann traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).

Die französische Schriftstellerin Ernaux erhielt den Literaturnobelpreis im vergangenen Jahr "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt", wie es von der Akademie damals hieß. Im Jahr davor war die Auszeichnung überraschend an den bis dahin relativ unbekannten tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah gegangen.  In den vergangenen Jahren wurde der Preis jeweils abwechselnd einer Frau und einem Mann verliehen.

Literaturnobelpreisträger seit dem Jahr 2000

Der Literaturnobelpreis wird seit 1901 alljährlich in Stockholm vergeben. Als bislang letzter deutschsprachiger Autor bekam der Österreicher Peter Handke die Auszeichnung 2019.

2023: Jon Fosse (Norwegen)

2022: Annie Ernaux (Frankreich)

2021: Abdulrazak Gurnah (Tansania)

2020: Louise Glück (USA)

2019: Peter Handke (Österreich)

2018: Olga Tokarczuk (Polen; der Preis wurde 2019 nachgeholt)

2017: Kazuo Ishiguro (Großbritannien, geboren in Japan)

2016: Bob Dylan (USA)

2015: Swetlana Alexijewitsch (Belarus)

2014: Patrick Modiano (Frankreich)

2013: Alice Munro (Kanada)

2012: Mo Yan (China)

2011: Tomas Tranströmer (Schweden)

2010: Mario Vargas Llosa (Peru)

2009: Herta Müller (Deutschland)

2008: J.M.G. Le Clézio (Frankreich)

2007: Doris Lessing (Großbritannien)

2006: Orhan Pamuk (Türkei)

2005: Harold Pinter (Großbritannien)

2004: Elfriede Jelinek (Österreich)

2003: John M. Coetzee (Südafrika)

2002: Imre Kertész (Ungarn)

2001: V.S. Naipaul (Großbritannien)

2000: Gao Xingjian (China)

cle/dpa