Arzt macht Angaben am Tablet
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Medizin
Mögliche Interessen-konflikte systematisch verschwiegen

Ein Journalistenteam hat über Jahre die Angaben von Medizinerinnen und Medizinern in Fachpublikationen untersucht. Diese blieben oftmals aus.

16.12.2020

Viele Medizinerinnen und Mediziner machen systematisch keine Angaben zu möglichen Interessenkonflikten in ihren Veröffentlichungen. Zu diesem Ergebnis kommt das Projektteam von "Follow the grant" nach einer mehrjähriger Analyse von rund 3,3 Millionen medizinischen Fachartikeln. Am Montag berichtetete "Buzzfeed" über das Studienergebnis. Grundlage dafür war ein Algorithmus, der 15 Millionen Angaben überprüfte, und eine ergänzende Befragung von Medizinerinnen und Medizinern.

In Deutschland hätten mindestens mehrere hundert Forscherinnen und Forscher mögliche Interessenkonflikte nicht oder nicht vollständig angegeben. Danach gefragt, begründeten sie laut Befragung, dass ihre Kontakte zu Pharmaunternehmen oder Medizintechnik-Firmen für die entsprechende Publikation nicht relevant gewesen seien.

Wann ein Interessenkonflikt vorliegt

Medizinische Fachzeitschriften definieren, wann bei einer Veröffentlichung Angaben gemacht werden müssen. Nach der Definition des Ärzteblattes liegt ein Interessenkonflikt etwa vor, "wenn ein Autor finanzielle oder persönliche Beziehungen zu Dritten hat, deren Interessen vom Inhalt des Manuskriptes positiv oder negativ betroffen sein könnten", zitierte "Buzzfeed". Es spiele demnach keine Rolle, ob die Beziehung zur Firma thematisch mit der Veröffentlichung übereinstimme. Das Ärzteblatt orientiert sich laut eigenen Angaben wie andere medizinische Fachzeitschriften auch an den Vorgaben des "International Committee of Medical Journal Editors".

Als wissenschaftliches Fehlverhalten werden fehlende oder unvollständige Angaben derzeit nicht bewertet. Es kann lediglich sein, dass Forscherinnen und Forscher diese nachträglich ergänzen müssen.

Unter den genannten Verbindungen zu Pharma-Unternehmen wurden Novartis und Pfizer am häufigsten genannt, gefolgt von Merck, Roche, Sanofi, Astra Zeneca und Bayer. Insgesamt nannten die Forscherinnen und Forchern für die vergangenen 20 Jahre in Summe mehr als 150.000 Verbindungen zu Pharma-Firmen.

kas