Illustration eines Gehirns
mauritius images/Science Photo Library/Jesper Klausen

Neurowissenschaften
Neue Erkenntnisse über Lese-Rechtschreib-Schwäche

Probleme beim Lesen und Schreiben belasten junge Menschen wie Erwachsene. Ein aktuelle Studie hat womöglich die Basis für bessere Therapien gelegt.

27.02.2019

Ein internationales Forscherteam um die Dresdner Neurowissenschaftlerin Professorin Katharina von Kriegstein hat neue Erkenntnisse über die Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) erlangt. In ihrer Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass bei LRS eine Station vor der Großhirnrinde weniger stark entwickelt ist. Personen mit LRS wiesen demnach weniger Faserverbindungen zwischen dem auditorischen Thalamus und dem Planum Temporale auf, einem Areal in der Gehirnrinde, das für das Hören von Sprachlauten zuständig ist. Probanden, die sehr schnell und gut im Lesetest waren, hatten dagegen besonders starke Verbindungen zwischen den genannten Bereichen.

Bisher nahm man an, dass der Grund für LRS in einer gestörten Verarbeitung von gesprochener Sprache liegt und dafür unzureichend funktionierende Strukturen in der Großhirnrinde verantwortlich sind, teilte die Technsiche Universität Dresden mit.

Frühe Diagnostik und gezielte Therapien

"Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse eine Neuausrichtung des Forschungsfeldes zur Folge haben werden, weil sie zeigen, dass bisher wenig untersuchte Gehirnstrukturen für die LRS relevant sein könnten", sagte Neurowissenschaftlerin von Kriegstein."Ein Verständnis über die neuronalen Grundlagen der LRS wird entscheidend dafür sein, frühe Diagnostik und auch gezielte Therapien zu entwickeln."

Rund drei bis acht Prozent der deutschen Bevölkerung leiden laut Statistiken an LRS. Therapeutische Maßnahmen und Lernstrategien sind mittlerweile weit verbreitet, aber Experten sind sich über deren Wirksamkeit noch uneinig und der Weg bis zur Diagnose ist meist lang.

Für ihre Studie hat das Forscherteam um von Krieglstein Personen mit LRS und Personen ohne LRS untersucht. Dabei wurden Verhaltenstests durchgeführt und kernspintomographische Aufnahmen des Gehirns der Probanden gemacht. Mit speziellen Analyseverfahren wurden aus den kernspintomografischen Aufnahmen im Anschluss die Faserverbindungen zwischen dem auditorischen Thalamus und dem Planum Temporale rekonstruiert.

kas