Das Foto zeigt eine Zebraherde aus der Luft im Okawango Delta
mauritius images/Steve Bloom

Biologie
Rückgang von Tierbewegungen

Tiere bewegen sich in Landschaften, die der Mensch beeinflusst, weniger weit. Das haben Biologen mit Hilfe von GPS-Daten festgestellt.

24.02.2018

Säugetiere bewegen sich in Gebieten, die vom Menschen kultiviert wurden, im Schnitt nur ein Drittel bis halb so weit wie in freier Wildbahn. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Biologen. Wie das Max-Planck-Institut (MPI) für Ornithologie berichtet, kann dieser Rückgang von Tierbewegungen deutliche Auswirkungen auf Ökosysteme haben, zum Beispiel eine geringere Verbreitung von Pflanzensamen, Veränderungen in den Nahrungsketten und abnehmende Tierzahlen.

Verschiedene Ursachen kommen den Forschern zufolge für diese Entwicklung in Betracht: Für wildlebende Tiere entstehen durch die menschliche Infrastruktur Hindernisse und Störungen, die ihre freie Bewegung einschränken. Die Biologen vermuten, dass sich Tierarten wie Rehe und Wildschweine zunehmend in vergleichsweise kleine Waldstücke zurückziehen, die von menschlicher Infrastruktur eingekesselt sind. Arten wie Zebras, die große Räume beanspruchten, könnten schlicht nicht mehr in der Nähe des Menschen vorkommen. Die räumliche Einschränkung und die Fragmentierung ihres Lebensraums führten in vielen Fällen dazu, dass die Zahl der Tiere abnehme.

Eine zweite mögliche Ursache sehen die Biologen in der Änderung von Verhaltensmustern durch die Anwesenheit des Menschen. Das menschliche Jagdverhalten, aber auch Freizeitaktivitäten wie Joggen hätten deutliche Auswirkungen auf das Verhaltensmuster der Tiere: Forschungsergebnisse zeigten, dass Wildschweine und andere Tierarten ihre Aktivitätszeiten und Territorien änderten, um dem Menschen auszuweichen.

Die Forscher griffen für ihre Erhebungen auf Bewegungsdaten von über 800 Landtieren aus 57 Arten zurück, die mit GPS-Sendern bestückt worden waren. Anschließend glichen sie die GPS-Daten mit dem "Human Footprint Index" der Gebiete ab, durch die sich die Tiere bewegten. Dieser Index ist ein Maß für die menschliche Einflussnahme auf Landschaften. Eine globale, frei zugängliche Datenbank der Tierbewegungen, "Movebank", macht den weltweiten und artenübergreifenden Vergleich möglich.

Die Studie wurde von Biologen der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem MPI für Ornithologie in Radolfzell und der Universität Konstanz durchgeführt.

mue