junge Frau mit Smartphone in der Hand geht eine Treppe in einem hellen Treppenhaus hinunter
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Psychische Gesundheit
Treppensteigen macht glücklich

Bewegung im Alltag steigert das Wohlbefinden. Um psychisch gesund zu bleiben, helfen auch Spazierengehen oder Treppensteigen.

19.11.2020

Körperliche Aktivität macht glücklich und hilft, psychisch gesund zu bleiben. Schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder der Weg zur Straßenbahn steigern das Wohlbefinden deutlich, belegt eine aktuelle Studie. Insbesondere bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind, verbessert Bewegung demnach erheblich das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit. Verantwortlich sei dafür ein Bereich in der Großhirnrinde.

Welche Hirnregionen dabei eine zentrale Rolle spielen, haben Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim untersucht. Sie kombinierten dafür auf neue Weise verschiedene Forschungsmethoden im Alltag und im Labor. Die Daten erfassten sie über Bewegungssensoren und Abfragen von Smartphone-Geodaten sowie durch Befragung der Probanden zu ihrem Wohlbefinden. Sieben Tage lang maßen sie so Wachheit und Energiegeladenheit bei 67 Teilnehmenden.

Bei weiteren 83 Personen vermaßen die Forschenden zusätzlich per MRT das Gehirn der Probanden. So identifizierten sie eine entscheidende Hirnregion für die Regulation von Emotionen und der psychischen Resilienz: den "subgenualen Anteil des Anterior Cingulären Cortex". Dieser Bereich in der Großhirnrinde vermittelt den Autorinnen und Autoren zufolge den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und subjektiver Energiegeladenheit, die wiederum maßgeblich das Wohlbefinden regelt. Besonders intensiv sei dieser Effekt bei Personen, bei denen diese Region schwach ausgeprägt sei und die für psychiatrische Erkrankungen anfällig seien.

Das Forscherteam fokussierte sich in der Studie auf Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. Die Forschungsergebnisse seien gerade angesichts der Corona-Beschränkungen und dem bevorstehenden Winter relevant. "Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann", so Professorin Heike Tost, eine der zentralen Autorinnen der Studie. "Da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen."

Zukünftig könnten die in der Studie gewonnen Ergebnisse im Alltag dazu führen, dass eine Smartphone-App bei sinkender Energie die Nutzer zu Bewegung stimulieren soll. "Langfristig ist in Studien zu klären, ob sich durch Alltagsbewegung kausal das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen und inwieweit diese Ergebnisse helfen könnten, psychiatrische Erkrankungen zu vermeiden und zu therapieren", sagte Erstautor Dr. Urs Braun.

ckr