Zapfpistole einer Wasserstofftankstelle in Berlin
picture alliance / photothek | Thomas Trutschel

Energieträger
Wasserstoff laut Studie in Zukunft kein dominanter Energieträger

Forschende halten den Verkehrsbereich künftig für den größten Abnehmer von Wasserstoff. Die Nachfrage hänge jedoch von der regionalen Klimapolitik ab.

15.09.2022

Wasserstoff spielt nach einer Studie künftig in der globalen Klimapolitik eine wichtige Rolle – er wird aber nicht der dominierende Energieträger der Zukunft sein. So lautet das Fazit einer am Donnerstag vorgestellten Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Die Forschenden erwarten die größte Nachfrage von Wasserstoff im Verkehrsbereich. Im EU-Verkehrssektor könnte demnach der Anteil im Jahr 2050 bei 28 Prozent bezogen auf den Gesamtenergiebedarf liegen. Im internationalen Schiffs- und Flugverkehr sei der Einsatz von H2-Syntheseprodukten gesetzt. Im Auto- und Lkw-Verkehr sei ein Wasserstoffeinsatz jedoch weniger klar.

Die globale Wasserstoffnachfrage hängt demnach auch von der regionalen Klimapolitik ab und wie ambitioniert diese sei. Für die EU wird der Anteil bis 2050 auf bis zu 14 Prozent geschätzt, für China hingegen wiesen die meisten Szenarien nur einen Wasserstoffanteil von maximal 4 Prozent an der Endenergie aus.

Welche Bedeutung Wasserstoff künftig haben könnte, wurde im Rahmen einer sogenannten Meta-Studie unter Koordination des Fraunhofer ISI untersucht. Die Forschenden werteten im Rahmen des Forschungsprojekts HyPat mehr als 40 Energiesystem- und Wasserstoffszenarien aus. "Um Treibhausgasemissionen global zu senken, werden Maßnahmen zum Energieeinsparen und die direkte Elektrifizierung auf Basis von erneuerbarem Strom zum Beispiel durch Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge oder in Wärmenetzen als wichtigste Hebel gesehen", stellte Fraunhofer-Forscher Professor Martin Wietschel fest. Wasserstoff spiele dort eine relevante Rolle, wo andere Technologien technisch oder wirtschaftlich nicht umsetzbar seien.

Vergangene Woche haben Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie des Fraunhofer ISI und Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) für das Kopernikus-Projekt "Ariadne" in einer Kurzanalyse zudem die Frage beantwortet, ob Wasserstoff als schnelle Antwort auf die aktuelle Energiekriese dienen könnte. Die Forschenden sehen im grünen Wasserstoff leider keinen schnellen Ausweg aus der Krise. Aktuell sei noch nicht ausreichend Wasserstoff verfügbar. Außerdem sei er teurer als Erdgas und dementsprechend noch nicht wettbewerbsfähig. Erst mit gestiegenen CO2-Preisen werde dies zukünftig der Fall sein.

dpa/cpy