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dpa

Wissenschaftskommunikation
Weniger Wertschätzung, weniger Engagement

Das Interesse an einer Kommunikation der eigenen Forschung ist in Deutschland vergleichsweise gering. Die Gründe zeigt eine aktuelle Studie.

28.09.2018

Viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland halten nicht viel von Wissenschaftskommunikation. Damit unterscheiden sie sich deutlich von jungen Forschern aus anderen  Ländern.

Dies geht aus einer Befragung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lindauer Nobelpreisträgertagungen und des Heidelberg Laureate Forums von 2014 bis 2018 hervor. Deren Ergebnisse stellt ein Forscherteam um Professor Dr. Carsten Könneker in der Oktober-Ausgabe von "Forschung & Lehre" vor. Könneker ist Lehrstuhlinhaber für Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsforschung des Karlsruher Instituts für Technologie.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brachten sich demnach seltener in Diskussionen über Themen aus dem eigenen Fachgebiet in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter ein, als ihre Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern. Während von diesen 42,1 Prozent sagten, sich auf solchen Kanälen einzubringen, waren es unter den Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern aus Deutschland nur 24,6 Prozent.

Lediglich die Beteiligung an Pressemitteilungen ist groß

Junge Forscherinnen und Forscher aus Deutschland sprachen auch selten als Experten bei öffentlichen Podiumsdiskussionen. Sie hielten weniger "allgemein verständliche" Vorträge als Nachwuchswissenschaftler aus anderen Ländern, verfassten weniger populärwissenschaftliche Artikel und organisierten seltener Ausstellungen für ein allgemeines Publikum. Einzig beim Abfassen von Pressemitteilungen beteiligten sie sich signifikant stärker, schreiben die Autoren in Forschung & Lehre.

Insbesondere in den USA und Asien haben immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen eigenen Online-Blog. In Deutschland haben einen solchen nur 7,6 Prozent der befragten Forschenden, verglichen mit 11,8 Prozent aus anderen Ländern Europas und 20,1 Prozent der Wissenschaftler aus den USA beziehungsweise 23,4 Prozent jener aus Asien.

Das insgesamt geringere Engagement in der externen Wissenschaftskommunikation liege auch an einer skeptischeren Haltung. Forschende außerhalb Deutschlands gingen zu 74,2 Prozent davon aus, dass ihnen externe Wissenschaftskommunikation bei ihrer wissenschaftlichen Karriere nütze. Hierzulande glaubten dies laut Beitrag in Forschung & Lehre nur 51,3 Prozent.

Ihre geringe Beteiligung an der Wissenschaftskommunikation begründen die befragten Wissenschaftler vor allem damit, dass sie zu wenig Zeit hätten. Auch sagten sie, sie seien unsicher, wie sie ihre Forschung gegenüber Laien kommunizieren sollten oder gingen davon aus, dass sich die Bevölkerung nicht für ihre Forschung interessiere.

Insgesamt hat das Forscherteam die Antworten von knapp 1.000 jungen Forscherinnen und Forschern unter 35 Jahren in ihre Auswertung einbezogen. Die Befragten waren größtenteils Doktoranden und Postdocs aus den MINT-Fächern sowie der Wirtschaftswissenschaften.

kas