Wald im Winternebel, dunkle, blätterlose Äste vor hellgrauem Hintergrund.
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"Winterblues"
Wenn der Winter auf die Stimmung drückt

Manche Menschen neigen zu saisonal bedingten Stimmungsschwankungen. Einblicke in die Forschung zum "Winterblues" und wie man ihm vorbeugen kann.

28.01.2023

In der dunklen Jahreszeit fühlen sich einige Menschen antriebslos und leiden unter gedrückter Stimmung. Die Ursachen sind sehr komplex, erläutert Professorin Maria Strauß von der Universitätsmedizin Leipzig, an der sie die Ambulanz für Affektive Störungen leitet. In einer Mitteilung der Universität hat Strauß die wichtigste Fragen zum Thema beantwortet: So gebe es Hinweise dafür, dass der Lichtmangel während der dunklen Jahreszeit eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des sogenannten "Winterblues" spielt. Durch den Lichtmangel im Herbst und Winter werde das Schlafhormon Melatonin nicht nur nachts, sondern auch tagsüber ausgeschüttet. Dadurch reagiere der Mensch mit vermehrter Müdigkeit. Gleichzeitig werde auch weniger Serotonin ausgeschüttet. Letzteres könne unter anderem dazu führen, dass die Stimmung nicht mehr ausgeglichen ist.

Bei Menschen, die bereits von einer Depression betroffen waren, könne es in der dunklen Jahreszeit zu einem erneuten Auftreten von Symptomen kommen, so Strauß. Auch gebe es Hinweise, dass Menschen mit Verwandten, die zu saisonal bedingten Stimmungsschwankungen neigen, möglicherweise ebenfalls ein höheres Risiko für ein solches Stimmungstief haben.

"Winterblues" oder Depression?

Die Symptome eines "Winterblues" ähnelten denen einer Depression: Betroffene empfänden ein Stimmungstief, fühlten sich antriebslos und lustlos, erschöpfter und energieloser als üblich. Allerdings schwanke die Stimmung bei einem "Winterblues" nur tageweise und in geringerer Ausprägung als bei einer Depression. Halte die Symptomatik allerdings über mehr als zwei Wochen kontinuierlich an, oder kämen weitere Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Appetitminderung, Schlaflosigkeit, Schuldgefühle oder Suizidgedanken dazu, könne eine Depression vorliegen, so Strauß. In diesen Fällen sollte professionelle ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Um einem "Winterblues" vorzubeugen, empfiehlt Strauß Tageslicht, etwa bei täglichen Spaziergängen an der frischen Luft. Aber auch sportliche Aktivitäten, eine angemessene Balance zwischen Stress und Erholungsphasen und regelmäßige soziale Kontakte seien hilfreich. Schließlich könne dem Lichtmangel auch mit einer Lichttherapie begegnet werden. Dabei werden spezielle Lampen mit sehr hellem Licht von mindestens 2.500 Lux, besser aber 10.000 Lux, verwendet. Die Nutzung einer solchen Lichtlampe sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

Letztlich sei der Mechanismus des "Winterblues" nicht gänzlich verstanden, so Strauß. "Unsere Forschungsanliegen sind, die neurobiologischen Zusammenhänge auf Neurotransmitter-Ebene besser zu verstehen und hier zum Beispiel Marker zu finden, etwa in der Elektroenzephalographie oder Bildgebung, um zwischen 'Winterblues' und Depression besser unterscheiden zu können."

cpy